In Flensburg wird ein innovatives Projekt zur Bekämpfung des Fahrermangels im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) gestartet. Das städtische Verkehrsunternehmen Aktiv Bus sieht sich in den nächsten zehn Jahren mit der Notwendigkeit konfrontiert, 80 Beschäftigte zu ersetzen. Um diesem Mangel entgegenzuwirken, haben fünf kenianische Busfahrerinnen und Busfahrer im September 2024 ihre Reise nach Deutschland angetreten, wie ndr.de berichtet.
Die neuen Fachkräfte werden in zwei Gruppen entsprechend ihres Sprachniveaus für täglich eineinhalb Stunden in der deutschen Sprache unterrichtet. Busfahrerin Cecilia Ogogo äußerte, dass sie anfangs Angst hatte, Deutsch zu sprechen, diese jedoch mittlerweile überwunden hat. Die kenianischen Führerscheine werden in Deutschland nicht anerkannt, weshalb die neuen Busfahrer einen neuen Führerschein und eine Zusatzausbildung absolvieren müssen. Rekrutiert wurden sie von einer Kieler Agentur, die sich auf Fachkräfte aus Afrika spezialisiert hat.
Eingewöhnung und Ausbildung
Bei ihrer Ankunft in Flensburg am 10. September 2024 wurden sie unter anderem von Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen und der kenianischen Botschafterin Stella Mokaya Orina empfangen. Madsen lobte das Modellprojekt als einen Schritt zur Schließung der Fachkräftelücke im ÖPNV, angesichts der Tatsache, dass in Schleswig-Holstein derzeit rund 800 Busfahrer fehlen, wie busnetz.de berichtet. Die Botschafterin betonte das Potenzial einer intensiveren Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Kenia in der Fachkräftegewinnung.
Die neuen Kollegen aus Kenia, drei Männer und zwei Frauen, leben in zwei Wohngemeinschaften in Flensburg und zahlen aus ihrem Gehalt von 2.700 Euro Miete. Ihre Lebensmittel beziehen sie hauptsächlich in einem türkischen Supermarkt, und sie kochen täglich mit Zutaten wie Gemüse, Fleisch, Kidneybohnen und Maismehl. Während sie sich an das norddeutsche Wetter gewöhnt haben, haben sie Gefallen an Glühwein und Bratwurst auf dem Weihnachtsmarkt gefunden.
Aktuell fahren die kenianischen Fachkräfte noch als Fahrgäste mit dem Bus. Ihre erste Prüfung steht für Ende Februar 2025 an, und im kommenden Jahr planen sie, selbst hinter dem Steuer zu sitzen. Paul Hemkentokrax, Geschäftsführer von Aktiv Bus, sieht die Rekrutierung und Ausbildung als Beispiel für internationale Zusammenarbeit zur Lösung lokaler Herausforderungen und möchte ein Zeichen für gesteuerte und gezielte Arbeitsmigration setzen, ohne jedoch Kenia zu benachteiligen.