
In Rastede wird die Erinnerung an die jüdische Familie Hattendorf durch die geplante Verlegung von drei Stolpersteinen gewürdigt. Diese Initiative spricht ein wichtiges Thema an: Die Rolle Rastedes in der NS-Zeit, die bisher unzureichend aufgearbeitet ist. „Es gibt nur wenige sichtbare Zeichen des Gedenkens in unserer Gemeinde“, so Anja Szyltowski, Vorsitzende des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs im Ammerland, die das Projekt „Radeln gegen Rassismus“ initiiert hat. Aktuell erinnern nur das Mahnmal „Displaced Persons“ in Hahn-Lehmden und eine Gedenktafel am Rasteder Rathaus an die jüdischen Opfer.
Die Historie zeigt, dass Rastede eine Hochburg der Nationalsozialisten war. Laut dem Historiker Werner Vahlenkamp wurden um 1935 Transparente aufgehängt, die Juden als unerwünscht kennzeichneten. Vor allem NSDAP-Ortsgruppenleiter Schriefer und Bürgermeister Fritz Jeddeloh waren maßgeblich für die diskriminierenden Maßnahmen verantwortlich. Jeddeloh wurde als fanatischer Nationalsozialist beschrieben, der Rastede „judenfrei“ machen wollte. Die Familie Hattendorf war stark betroffen: Karl Hattendorf wurde 1933 unter dem DruckSA-Männern gezwungen, sein Geschäft in der Schloßstraße zu schließen, und seine Frau Selma Hattendorf, Halbjüdin, wurde am selben Tag von der Volksbank Rastede entlassen und vom örtlichen Turnverein ausgeschlossen. Karl und Klara Hattendorf starben 1942 im Konzentrationslager Theresienstadt, Selma Hattendorf überlebte bis 1994.
Initiativen zur Erinnerung
Anja Szyltowski fordert eine stärkere Erinnerungskultur in Rastede und hat einen entsprechenden Vorschlag an die Gemeindeverwaltung gerichtet. Unterstützung für das Projekt kommt von Timo Merten (UWG/Merten) und Birgit Rowold (Grüne). Der Antrag zur Schaffung einer Gedenk- und Erinnerungskultur wird am 10. März im Bauausschuss behandelt. Ziel ist es, das Bewusstsein für die Verbrechen des Nationalsozialismus in Rastede zu fördern.
Ähnliche Initiativen zur Erinnerung an NS-Opfer sind in anderen Städten Deutschlands zu beobachten. So wurden zuletzt in Hildesheim 30 neue Stolpersteine verlegt, die an die von den Nazis getöteten Angehörigen des Literaturwissenschaftlers Guy Stern erinnern. Diese Messingtafeln sind in den Gehweg eingelassen und sollen das Gedenken an die Betroffenen lebendig halten, wie Die Zeit berichtet. Stolpersteine entstehen in über 20 europäischen Ländern und sind ein Zeichen des Gedenkens an die Opfer des nationalsozialistischen Regimes, wobei seit 1992 in Deutschland etwa 90.000 Stück verlegt wurden, wie NWZ Online hervorhebt.