In Westerstede sollen künftig individuelle Gedenktafeln an jüdische Opfer des Nationalsozialismus angebracht werden. Der Antrag hierfür stammt von der Initiative „Gegen das Vergessen“, dem Schülerrat und dem Jugendbeirat. Ziel dieses Projekts ist es, Erinnerungszeichen an den Wohn- oder Wirkungsstätten der Verfolgten zu schaffen. Schülerinnen und Schüler der örtlichen Oberschule und des Gymnasiums haben das Vorhaben vorgestellt, das sich an der Vorgehensweise in Oldenburg orientiert.
Der Kulturausschuss in Westerstede hat dem Antrag einstimmig zugestimmt. Die erste Gedenktafel wird an der Stadtbibliothek installiert, die früher das Wohnhaus der jüdischen Familie Polak war. Jugendliche planen, beim Landkreis und privaten Grundstückseigentümern um Erlaubnis für weitere Gedenktafeln zu bitten. Auch Grundstücke der Familien Meyer und Frank, die heute im Besitz des Landkreises Ammerland sind, sind für Gedenktafeln vorgesehen. Westerstede verzeichnete zudem eine hohe NSDAP-Wahlbeteiligung von 77,8 % bei den Reichstagswahlen im Juli 1932.
Finanzierung und zukünftige Planungen
Die Kosten für die erste Tafel an der Stadtbibliothek belaufen sich auf 1.800 bis 2.400 Euro und werden aus dem Bildungsetat der Stadtbücherei finanziert. Zukünftige finanzielle Unterstützung soll im Kulturetat eingeplant werden. In der Planung ist außerdem, Gedenktafeln für nichtjüdische Verfolgte und Ermordete zu berücksichtigen.
Am 27. Januar wird bundesweit der Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus begangen, der an die Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz erinnert. Wie muenstertube berichtet, flaggt die Stadt Münster an städtischen Dienst- und Schulgebäuden am Gedenktag auf halbmast mit den Fahnen von Europa, Bund und Land. Es wird an die 275 Bürger*innen jüdischen Glaubens aus Münster erinnert, die den Holocaust nicht überlebt haben. Der Gedenktag ist somit nicht nur eine Erinnerung an die Verbrechen des Nationalsozialismus, sondern auch eine Mahnung an die fortwährenden Bemühungen um ein lebendiges Gedenken.
