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Türkisch-Unterricht in der Kritik: Erdogans Einfluss auf unsere Schulen?

VorfallBildungspolitik
OrtBaden-Württemberg

Inmitten eines Bildungsdramas, das keinem Spannungsbogen entbehrt, flammt in Baden-Württemberg eine hitzige Debatte auf: Der Türkisch-Unterricht steht erneut im Kreuzfeuer der Kritik. Der umstrittene Unterricht, der im sogenannten „Konsulatsmodell“ organisiert wird, entfacht eine Flut von Emotionen. Schweißperlen stehen Michael Beck, Oberbürgermeister von Tuttlingen, auf der Stirn, als er sich öffentlich empört: „Wir lassen es zu, dass ein islamistischer Autokrat direkt in unsere Klassenzimmer hineinwirkt.“ Mit seiner Brandrede schürt Beck die Angst vor zu viel Einflussnahme von Erdogans Regierung auf deutsche Schulen. Diese Bedenken liegen im Grundsatz des Konsulatsmodells, das die Inhalte des Unterrichts den Konsulaten der Türkei überlässt, die direkt dem Staatsapparat Erdogans unterstellt sind. Wie von der Schwäbischen Zeitung berichtet, entfachte Becks Vorstoß heftige Diskussionen über die Zukunft dieses Modells, das nur noch in Bayern und Baden-Württemberg existiert.

Bereits 2021 legte der grün-schwarze Koalitionsvertrag fest, dass das Konsulatsmodell ad acta gelegt werden sollte. Doch die Entscheidungsgewalt darüber liegt noch immer in den Händen der Herkunftsländer. Besonders der Türkisch-Unterricht sorgt für große Wellen. Kritische Stimmen, darunter auch Landtagspräsidentin Muhterem Aras von den Grünen, sprechen von einem Unterricht, der „mindestens tendenziös“ sei. Angesichts dessen haben SPD und FDP wiederholt gefordert, diesen Unterricht unter staatliche Fittiche zu nehmen. Ob die Konsulate wirklich der richtige Ort für solch sensible Bildungsinhalte sind, bleibt eine umstrittene Frage.

Die Rolle der Lehrer und das Misstrauen der Schulen

Überspannter Ton, unsichere Situationen – viele Schulleiter fühlen sich mit dem Konsulatsmodell unwohl. „Viele Schulleiter haben ein ungutes Gefühl“, äußerte ein ehemaliger Rektor aus Baden-Württemberg seine Bedenken im Dialog mit dem SWR. Allzu oft stellen sich Sprachbarrieren als stachelige Zäune im Dialog mit den Lehrern heraus. Die türkische Regierung jedoch bleibt standhaft und verteidigt ihr Auswahlverfahren, das besagt, die Lehrer müssen mindestens Deutsch oder Englisch sprechen. Doch die Praxis zeigt leider manchmal ein anderes Bild. SWR berichtete, dass Schulleiter keine Eingriffsmöglichkeiten haben, wenn gewisse Lehrerrollen nicht funktionieren.

Der Unterricht erfolgt unter Ausschluss der deutschen Aufsicht, ein Punkt, der immer wieder für Diskussionsstoff sorgt. Probleme häufen sich, während die finanziellen Hürden für eine staatliche Übernahme schwer überspringbar erscheinen. Niemand will das kulturelle Erbe leugnen, doch der Ruf nach einer Reform wird immer lauter. Das Vertrauen in eine harmonische Zukunft liegt auf der Waagschale — eine Lösung, die das multikulturelle Gewebe unseres Landes stärkt, muss her.

Ein Spiel mit dem Feuer der Kulturen

Der Türkisch-Unterricht ist ein emotionaler Vulkan, bereit, auszubrechen. Eine brisante Mischung aus politischem Einfluss und kulturellem Erbe. Die Frage bleibt: Wie weit können und sollen die Konsulate Bildung in Deutschland gestalten? Mit einem lauten Aufschrei pocht die Gesellschaft auf eine klare Entkopplung von Politik und Bildung zur Bewahrung des demokratischen Geistes – und das nicht nur in Baden-Württemberg.

Quelle
wom87