
Die Deputation für Sport in Bremen plant eine bedeutende Änderung der Sportstättenverordnung, um illegalen Datenscouts den Zutritt zu städtischen Sportanlagen zu verweigern oder sie fortzuschicken. Dieses Vorhaben richtet sich gegen die Praxis, bei der Datenscouts Live-Daten von Amateurspielen im Auftrag von Wettfirmen über Mobiltelefone übermitteln. Das Wetten auf Jugend- und Amateurspiele ist in Deutschland gesetzlich verboten, was eine zusätzliche Motivation für die neuen Regelungen darstellt.
Der Bremer Fußball-Verband (BFV) hat bereits Maßnahmen ergriffen, um das Sampling und die Verbreitung von Spielinformationen für Wettzwecke zu unterbinden. Als Teil dieser Initiative erhalten die Vereine Musteraushänge, um ihr Hausrecht auf den Sportanlagen durchzusetzen. Ab dem 1. März 2025 wird es unter Paragraf 12 der Sportstättenordnung untersagt sein, Spieldaten an Wettveranstalter zu erfassen und bereitzustellen. Bei Verstößen sind Platzwarte befugt, einen Verweis auszusprechen, und das Sportamt kann im Extremfall Personen bis zu einem Jahr von der Nutzung der Sportstätte ausschließen. Bei schwerem Zuwiderhandeln kann der Ausschlusszeitraum sogar verlängert werden.
Problematik der illegalen Sportwetten
Die Diskussion über illegale Sportwetten nimmt in Bremen an Fahrt auf, da diese sowohl mit der Gefahr von Spielmanipulation als auch mit anderen gesellschaftlichen Problemen wie Glücksspielsucht, Jugendschutzgefährdung und Geldwäsche verbunden sind. Große Wettanbieter generieren Milliardenumsätze und normalisieren ihr Geschäftsmodell durch Sponsoring und Werbung. In einer Recherche von Radio Bremen und der ARD wurde zudem aufgezeigt, dass auch der Amateurfußball in Bremen betroffen ist, wobei Wetten auf Spiele unterhalb der 3. Liga gesetzlich verboten sind.
Unbeaufsichtigte Wettmöglichkeiten existieren weiterhin über parallel betriebene Wettanbieter-Webseiten, die vorwiegend für das Ausland bestimmt sind, jedoch durch technische Tricks auch aus Deutschland genutzt werden können. Diese Entwicklung erhöht die Gefahr der Spielmanipulation, insbesondere im Amateurfußball, wo die Spieler zum Teil nur geringe Einkünfte erzielen. Im Jahr 2022 standen in Bremen mindestens fünf Spiele unter Verdacht der Manipulation – eine Tatsache, von der der Bremer Fußball-Verband keine Kenntnisse hatte. Insider beschreiben die Manipulation von Spielen als ein offenes Geheimnis, und Live-Wetten, die ein wachsendes Risiko darstellen, sind in der letzten Saison in über 40% der Spiele der Bremen-Liga möglich gewesen.
Um gegen diese Entwicklungen vorzugehen, wehren sich bereits mehrere Sportvereine gegen Datenscouts, die auf ihren Anlagen Live-Daten sammeln. So erteilten etwa der Altona 93 und der Bremer SV Datenscouts Hausverbote. Zudem fordert Innensenator Mäurer ein härteres Vorgehen gegen Sportwettensponsorings und illegale Wettangebote. Der Senat wurde zu verschiedenen Aspekten illegaler Sportwetten und Spielmanipulation in Bremen befragt, darunter die Zahl der betroffenen Spiele und laufende Ermittlungsverfahren in den vergangenen fünf Jahren.