
Dem deutschen Handwerk fehlt es an Nachwuchs, besonders in wichtigen Bereichen wie der Fleischerei und der Bäckerei. Um diesem Problem entgegenzuwirken, haben drei Unternehmen aus Bremen-Nord sowie eines aus Bremerhaven ein Pilotprojekt ins Leben gerufen, das indische Auszubildende in diesen Berufen beschäftigt. Zu den beteiligten Unternehmen zählen die Bäckerei Engelbrecht aus Bremerhaven sowie die Fleischereien Dohrmann, Rudolph und Lenes Bio Backstube aus Bremen-Nord.
Herbert Dohrmann, Obermeister der Fleischerinnung Bremen, brachte die Idee aus Baden-Württemberg mit, um den stark gesunkenen Ausbildungszahlen entgegenzuwirken. In den letzten zehn Jahren ist die Zahl der Auszubildenden in den Berufen Bäcker, Fleischer und Fachverkäufer im Lebensmittelhandwerk um rund 60 Prozent zurückgegangen. So haben im Jahr 2024 im Vergleich zu 2014 etwa 64 Prozent weniger junge Menschen eine Ausbildung in diesen Berufen begonnen. Andreas Meyer, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Bremen, spricht von einer schwierigen Lage, da trotz der Bemühungen der Betriebe häufig eine negative Assoziation zu Arbeitsplätzen unter jungen Menschen in Deutschland besteht.
Integration der indischen Azubis
Die indischen Auszubildenden, die vor ihrer Ankunft in Deutschland ein halbes Jahr intensiv Deutsch gelernt haben, wurden sorgfältig auf ihre Integration vorbereitet. Die Unternehmen haben in die Integration dieser Auszubildenden investiert und bieten beispielsweise Unterstützung bei der Wohnungseinrichtung sowie bei Behördengängen. Die Azubis wohnen in Wohngemeinschaften und erhalten die nötige Hilfe, um sich schnell in die neue Umgebung einzugewöhnen.
Ein indischer Auszubildender, Sanam Rumar, möchte Fachverkäufer im Lebensmittelhandwerk mit Schwerpunkt Fleischerei werden. Dabei hebt er hervor, dass die Qualität der Ausbildung in Deutschland im Vergleich zu Indien deutlich höher ist.
In einem weiteren Schritt zur Bekämpfung des Fachkräftemangels in Deutschland kündigte die Handwerkskammer Ulm an, am 23. Oktober 2024 elf indische Azubis in verschiedenen Gewerken, darunter Bauhaupt- und Fleischerhandwerk, einzustellen. Ziel dieser Initiative ist es, durch die sogenannte Beschäftigungsbrücke Betriebe bei der Suche nach Fachkräften zu unterstützen.
Die indischen Auszubildenden wurden interkulturell geschult und haben Deutsch gelernt, um sich auf das Leben in Deutschland vorzubereiten. Dr. Tobias Mehlich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Ulm, betont die Dringlichkeit des Zuzugs von Azubis und Fachkräften, da im Ausbildungsjahr 2024 in der Region Ulm über 2.700 junge Menschen eine handwerkliche Ausbildung begonnen haben, jedoch rund 550 Lehrstellen unbesetzt blieben.
Für die Zukunft sind bis zu 80 weitere indische Azubis geplant, um dem Fachkräftemangel in verschiedenen Gewerken weiter entgegenzuwirken. Die Agentur Magic Billion sucht potenzielle Auszubildende in Indien; interessierte Teilnehmer müssen einen sechsmonatigen Deutschkurs durchlaufen und einen Test auf B1-Niveau bestehen, um ein Visum zu erhalten. Aditi Banerjee, CEO der Agentur, beschreibt das Programm als Chance für junge Menschen, in Deutschland eine Zukunft aufzubauen.