
Das Kinder- und Familienzentrum Kinderland in Bremen wird zum 31. Juli 2025 geschlossen. Diese Entscheidung wurde von der Zentrumsleitung bekannt gegeben und nicht von Kita Bremen selbst. Die Elternschaft wurde darüber informiert, dass der Betrieb in das Kinder- und Familienzentrum Lesum verlagert wird.
Der Hauptgrund für die Schließung liegt darin, dass das Kinderland lediglich zwei Krippengruppen anbietet und somit kein durchgängiges Angebot von frühkindlicher Bildung bis zum Schuleintritt bereitstellt. Dies führt dazu, dass die Eltern alternative Betreuungsmöglichkeiten für ihre Kinder organisieren müssen. Zudem gab es in der kleinen Einrichtung immer wieder unzuverlässige Kinderbetreuung aufgrund von Personalausfällen.
Folgen der Schließung und Reaktionen
Von den insgesamt 18 Kindern im Kinderland verlassen neun altersbedingt die Einrichtung. Fünf Kinder, die als Viert-Quartalskinder gelten, stehen im Austausch über einen Wechsel in den Elementarbereich, während für vier weitere Kinder eine alternative Betreuungsmöglichkeit gesucht wird. Für die zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bietet sich die Möglichkeit, ihre Tätigkeit in Lesum fortzuführen.
Nach der Schließung übernimmt der Elternverein St. Willehad das Gebäude und plant, dort neue Krippen- und Elementargruppen zu etablieren. Allerdings kritisieren die Eltern die Art und Weise der Kommunikation in Bezug auf die Schließung sowie die verspätete Information, die nur kurz vor Weihnachten bekannt gegeben wurde und kurz vor der Hauptanmeldephase im Januar erfolgte. Die Stimmung in der Einrichtung ist aktuell gedrückt, und die Pädagogen sehen keinen Sinn mehr in der Entwicklung neuer Konzepte.
Parallel zur Schließung des Kinderlandes gibt es alarmierende Berichte über den Zustand der frühkindlichen Bildung in Deutschland. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben einen Aufruf zum Handeln gegen die „Kita-Krise“ veröffentlicht und den Zustand des Systems der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung (FBBE) als alarmierend beschrieben. Der Aufruf, der am 05. September 2024 initiiert wurde, hat bereits über 300 Mitzeichnungen erhalten und wurde von vier renommierten Wissenschaftlern verfasst, darunter Dr. Rahel Dreyer von der Alice Salomon Hochschule Berlin und Dr. Jörg Maywald von der Fachhochschule Potsdam.
Die Wissenschaftler weisen darauf hin, dass die Arbeitsbelastung für Fachkräfte in Kitas seit der Corona-Pandemie stark gestiegen ist. Hohe Krankentage, oft bedingt durch psychische Erkrankungen, und der Personalmangel in den Einrichtungen haben direkt Auswirkungen auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der Kinder. Hinzu kommt, dass die Belastungen innerhalb der Familien zugenommen haben, insbesondere nach den Kita-Schließungen während der Pandemie. Eine aktuelle Studie zeigt, dass 68% der befragten Fachkräfte nicht in der Lage sind, angemessen auf die Bedürfnisse der Kinder einzugehen.
Die Forderungen der Wissenschaftler zur Verbesserung der situation umfassen unter anderem zusätzliche Finanzierungsmittel für Qualitätsverbesserungen, die Umsetzung des Qualitätsentwicklungsgesetzes sowie eine bessere personelle und materielle Ausstattung von Kitas. Die Notwendigkeit, stabile Bezugspersonen und verlässliche Strukturen für die Kinder zu schaffen, wird dabei als dringlich erachtet.