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Handwerk im Ostalbkreis erlebt Aufschwung trotz landesweitem Rückgang, zeigt Studie

Handwerk im Ostalbkreis auf dem Vormarsch

Im Gegensatz zur deutschlandweiten Entwicklung gewinnt das Handwerk im Ostalbkreis an Attraktivität zurück. Laut einer aktuellen Studie steigt dort seit Jahren die Zahl der Ausbildungsverträge. Die Kreishandwerkerschaft führt diesen Trend auf moderne und attraktive Berufe zurück. Allerdings bleibt der Nachwuchsmangel weiterhin bestehen. Viele erfahrene Handwerker sind besorgt, dass keine geeigneten Nachfolger gefunden werden. Sie kritisieren die Akademisierung der Gesellschaft, die ihrer Meinung nach zum Rückgang des Interesses am Handwerk führt.

Die Gold- und Silberschmiedin Doris Raymann-Nowak, die seit 60 Jahren in ihrem Beruf arbeitet, sorgt sich um die Zukunft des Handwerks. Sie erinnert sich an Zeiten, in denen es an der Goldschmiedeschule doppelt so viele Bewerber gab wie Plätze. Heutzutage sei es hingegen schwierig, überhaupt jemanden zu finden, der handwerkliches Geschick und Interesse mitbringt. Raymann-Nowak ärgert sich über die allgemeine Auffassung, dass ein Kind nur dann erfolgreich ist, wenn es eine akademische Laufbahn einschlägt.

Edgar Horn, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Ostalb, ist jedoch optimistisch gestimmt. Die Ausbildungszahlen im Handwerk steigen Jahr für Jahr. Im Ostalbkreis wurden im Jahr 2021 insgesamt 571 neue Lehrverträge abgeschlossen, ein Anstieg um 6,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Besonders erfreulich ist, dass immer mehr Abiturienten im Handwerk eine Ausbildung beginnen. Derzeit liege ihr Anteil bei 17 bis 18 Prozent.

Besonders gefragt sind die sogenannten “Klimaberufe” wie Elektro, Sanitär und Klima sowie Zimmerer. Die Anzahl der Auszubildenden und der Beschäftigungsverhältnisse in diesen Bereichen steigt seit Jahren an. Im Kfz-Bereich bleiben die Ausbildungszahlen stabil, während es in den Bauberufen und im Lebensmittelhandwerk einen Mangel an Nachwuchs gibt.

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Die Kreishandwerkerschaft und ihre Innungen setzen intensiv auf Werbemaßnahmen, um das Handwerk populärer zu machen. Dazu gehören die Teilnahme an Ausbildungsmessen und die Organisation von Berufsfindungstagen. Das Angebot wird von den Schulen im Ostalbkreis gut angenommen. Auch die Agentur für Arbeit und die Politik zeigen wieder mehr Interesse am Handwerk.

Trotz der positiven Entwicklung bleibt der Personalmangel in vielen Handwerksbereichen groß. Dadurch kommt es zu langen Wartezeiten für Kunden. Viele Betriebe müssen sogar schließen, da sie keinen Nachwuchs finden. Ein Beispiel dafür ist die Metzgerei Kurz in Aalen, deren Besitzer keinen Nachfolger aus der Familie findet. Die Metzgerei erfreut sich jedoch einer guten Nachfrage seitens der Kunden. Auch der Bauunternehmer Burak Celebi kann keine Auszubildenden einstellen, da er sich diese finanziell nicht leisten kann. Die gestiegenen Material- und Lohnkosten sowie hohe Zinsen wirken sich negativ auf sein Unternehmen aus.

Insgesamt erlebt das Handwerk im Ostalbkreis eine positive Entwicklung, jedoch bleibt der Nachwuchsmangel eine Herausforderung. Die gezielten Werbemaßnahmen der Kreishandwerkerschaft und die verstärkte Unterstützung durch Schulen, Agentur für Arbeit und Politik tragen zu dieser Entwicklung bei.

FAQs

Was sind die Gründe für den Nachwuchsmangel im Handwerk im Ostalbkreis?

Der Nachwuchsmangel im Handwerk im Ostalbkreis hat verschiedene Gründe. Zum einen führt die Akademisierung der Gesellschaft dazu, dass viele junge Menschen eine akademische Laufbahn anstreben. Zum anderen wird das Handwerk oft als weniger attraktiv angesehen, obwohl es moderne und interessante Berufe bietet. Zudem haben gestiegene Kosten und hohe Zinsen Auswirkungen auf die finanzielle Situation der Handwerksbetriebe, wodurch sie sich keine Auszubildenden leisten können.

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Welche Berufe im Handwerk sind besonders gefragt?

Besonders gefragt sind die sogenannten “Klimaberufe” wie Elektro, Sanitär und Klima sowie Zimmerer. In diesen Bereichen verzeichnet die Kreishandwerkerschaft seit Jahren einen Anstieg der Ausbildungszahlen und der Beschäftigungsverhältnisse. Auch im Kfz-Bereich bleiben die Ausbildungszahlen stabil.

Wie reagiert die Kreishandwerkerschaft auf den Nachwuchsmangel?

Die Kreishandwerkerschaft Ostalb setzt intensiv auf Werbemaßnahmen, um das Handwerk attraktiver zu machen. Sie nimmt regelmäßig an Ausbildungsmessen teil und organisiert Berufsfindungstage. Zudem arbeitet die Kreishandwerkerschaft eng mit Schulen, der Agentur für Arbeit und der Politik zusammen, um das Interesse am Handwerk zu steigern.

Was sind die Konsequenzen des Nachwuchsmangels im Handwerk?

Der Nachwuchsmangel im Handwerk hat verschiedene Konsequenzen. Viele erfahrene Handwerker finden keinen geeigneten Nachfolger und müssen ihre Betriebe schließen. Dadurch kommt es zu längeren Wartezeiten für Kunden. Zudem haben einige Handwerksbetriebe Schwierigkeiten, ihren finanziellen Verpflichtungen nachzukommen, da sie sich keine Auszubildenden leisten können.

Welche Chancen bietet eine Ausbildung im Handwerk?

Eine Ausbildung im Handwerk bietet verschiedene Karrieremöglichkeiten. Mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung kann man sich beispielsweise in seinem Bereich weiterqualifizieren, ein Studium absolvieren, sich selbstständig machen oder eine Meisterausbildung anschließen. Eine solide Ausbildung im Handwerk ist die Basis für einen erfolgreichen beruflichen Lebensweg.


Gefundene Quellen für diesen Artikel: 4
Wichtigste Quelle für die Basisinformationen und Factcheck: www.schwaebische.de

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