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Dunkle Seite der Bruderschaftsgeschichte kommt ans Licht: Sexueller Missbrauch durch ehemaligen Prior
Die ökumenische Kommunität der Christusträger Bruderschaft in Unterfranken, genauer gesagt im Kloster Triefenstein, steht momentan im Fokus der Öffentlichkeit. Fünf Jahre nach dem Tod eines Mitgründers erhebt die Bruderschaft schwere Vorwürfe gegen den ehemaligen Prior wegen sexuellen Missbrauchs. Demnach soll dieser sich von 1963 bis 1995 an mindestens acht Brüdern vergangen haben, darunter auch einem minderjährigen Bruder. In einem mutigen Schritt hat die Bruderschaft diese dunkle Seite ihrer Geschichte in einem offenen Brief an rund 6000 Freunde und Weggefährten thematisiert. In dem Brief wird eingeräumt, dass die Bruderschaft jahrelang blind für die Schattenseiten des ehemaligen Priors war und zu lange gebraucht hat, um ihn als Hochstapler und Täter zu erkennen.
Ein durch die Bruderschaft beauftragter Expertenbericht, der im Internet veröffentlicht wurde, dokumentiert auf 99 Seiten ein ausgeklügeltes System von Machtmissbrauch, geistlichem Missbrauch und sexuellem Missbrauch innerhalb der Gemeinschaft. Der ehemalige Prior soll seine Übergriffe vor oder nach dem Abendmahl, in der Seelsorge oder während der Beichte begangen haben. Die Brüder waren nicht daran gewöhnt, über Probleme zu sprechen, was dem ehemaligen Prior die Gelegenheit gab, seine Taten ungehindert fortzusetzen. Die Expertenkommission hat festgestellt, dass ähnliche Gefahren des Missbrauchs auch in anderen geistlichen Gemeinschaften bestehen. Allerdings wird es positiv bewertet, dass die Christusträger Bruderschaft sich nun öffentlich mit den Vorwürfen auseinandersetzt.
Die Bruderschaft selbst hat sich seit 1986 im Kloster Triefenstein niedergelassen und besteht aus zwölf Brüdern sowie weiteren Mitgliedern. Das Kloster ermöglicht auch Externen, Seminare oder Freizeiten abzuhalten und verzeichnet jährlich bis zu 8000 Übernachtungen. Der Mitgründer und ehemalige Prior, gegen den die Missbrauchsvorwürfe erhoben werden, wurde bereits im Jahr 1996 abgesetzt, nachdem seine mutmaßlichen Übergriffe bekannt wurden. Damals veröffentlichte die Bruderschaft jedoch keine Informationen darüber und schaltete weder die Polizei noch eine unabhängige Beratungsstelle ein.
In dem Expertenbericht wurde festgestellt, dass insgesamt mindestens vier Brüder Täter des sexuellen Missbrauchs waren. Die externen Ermittler wurden auch über Missbrauchsfälle berichtet, die sich gegenüber Nicht-Mitgliedern der Bruderschaft ereignet haben sollen. Die Staatsanwaltschaft Würzburg untersucht derzeit, ob noch weitere Straftaten verfolgbar sind. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft sagte jedoch, dass es möglich ist, dass die Taten der anderen drei Verdächtigen bereits verjährt sind. Die Bruderschaft betont, dass sie bereit ist, die Opfer angemessen zu entschädigen, und hat bereits Maßnahmen zur Prävention von Missbrauch und zur Aufarbeitung der Vorfälle ergriffen.
Kirchenrechtler Thomas Schüller von der Universität Münster sieht den Aufarbeitungsprozess bei den Christusträgern noch am Anfang. Er betont, dass es wichtig ist zu sehen, ob die Bruderschaft bereit ist, den Opfern nicht nur Almosen zu geben, sondern eine gerechte Entschädigung anzubieten. Es wird betont, dass die Bruderschaft noch einen langen Weg vor sich hat, um ihr Ansehen als vertrauenswürdige christliche Gemeinschaft wiederherzustellen.
FAQs
Was wird der ehemalige Prior der Christusträger Bruderschaft beschuldigt?
Der ehemalige Prior der Christusträger Bruderschaft wird des sexuellen Missbrauchs beschuldigt. Er soll sich von 1963 bis 1995 an mindestens acht Brüdern vergangen haben, darunter auch einem minderjährigen Bruder.
Wie hat die Bruderschaft auf die Missbrauchsvorwürfe reagiert?
Die Bruderschaft hat in einem offenen Brief an rund 6000 Freunde und Weggefährten die Missbrauchsvorwürfe bestätigt und sich für das Verhalten ihres ehemaligen Priors entschuldigt. Sie betont, dass sie die Dimension seiner Taten erst jetzt erkannt hat und räumt ein, dass sie zu lange gebraucht hat, um ihn als Täter zu erkennen.
Wie viele Täter wurden identifiziert?
Der Expertenbericht, der von der Bruderschaft in Auftrag gegeben wurde, enthüllte, dass mindestens vier Brüder Täter des sexuellen Missbrauchs waren.
Gibt es auch Opfer außerhalb der Bruderschaft?
Ja, es gibt Berichte über sexuellen Missbrauch gegenüber Personen, die nicht zur Bruderschaft gehören. Insbesondere soll es 1987 und 1991 sexuelle Übergriffe auf zwei Mädchen in der Schweiz gegeben haben.
Wie reagiert die Staatsanwaltschaft auf die Missbrauchsvorwürfe?
Die Staatsanwaltschaft Würzburg prüft derzeit, ob noch weitere Straftaten verfolgbar sind. Es wird jedoch darauf hingewiesen, dass möglicherweise die Taten der anderen drei Verdächtigen bereits verjährt sind. Die Strafverfolgung gegen den ehemaligen Prior ist nicht möglich, da er bereits 2018 verstor
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Wichtigste Quelle für die Basisinformationen und Factcheck: www.infranken.de