
Die Kinder- und Jugendfarm Habenhausen in Bremen steht vor erheblichen finanziellen Herausforderungen. Laut Jutta Weber, der Leiterin der Einrichtung, leidet das Team unter extremen Belastungen. In einem Brief an das Stadtteilparlament wurde die prekäre Situation deutlich gemacht. Sechs Mitarbeitende, die über eine Arbeitsgelegenheit (AGH) des Jobcenters beschäftigt waren, konnten nur bis Ende des Jahres finanziert werden. Diese Positionen waren entscheidend für die Versorgung der Tiere und die Betreuung der Kinder.
Darüber hinaus verließ eine pädagogische Mitarbeiterin das Team zum 1. Januar. Diese Personalausfälle führten dazu, dass die verbleibenden Mitarbeitenden die Arbeitslast unter sich aufteilen mussten, was die Situation weiter erschwerte. In der Vergangenheit mussten die Öffnungszeiten aufgrund finanzieller Engpässe bereits verkürzt werden, und das Angebot für Schulen wurde weitgehend gestrichen. Das Bildungsressort betrachtet die Farm nicht als Bildungsort, sondern sieht sich lediglich als Träger des Horts.
Finanzielle Einschnitte und Auswirkungen auf das Angebot
Um das pädagogische Angebot aufrechtzuerhalten, wird die Farm künftig ein reduziertes Besucherangebot anbieten müssen. Ein jährlich stattfindendes Farmfest wird entfallen, während das andere Fest zeitlich verkürzt wird. Der Kiosk auf dem Gelände wird ebenfalls nicht mehr betrieben, da er durch AGH-Stellen unterstützt wurde. Zudem wurden zwei verbliebene Schulprojekte zum 1. Januar gestrichen, darunter ein 20 Jahre altes Projekt mit einer Grundschule.
Obwohl die Farm mit den Kürzungen weiterbetrieb halten kann, bleibt die Zukunft ungewiss. Ab 2026 soll ein neues Finanzierungssystem für die offene Kinder- und Jugendarbeit in Kraft treten, das berechtigte Sorgen aufwirft, da befürchtet wird, dass die Farm möglicherweise keine OKJA-Mittel mehr erhalten könnte. Dies könnte zu einem finanziellen Fehlbetrag von 176.000 Euro führen.
Die Farm ist seit Jahren darauf angewiesen, ein Drittel der Kosten über Einnahmen aus Patenschaften, Vermietungen und Spenden zu decken. Es laufen Gespräche mit dem Bildungsressort, um Nachmittagsangebote im Rahmen des Ganztagsanspruchs zu etablieren. Der Obervielander Beirat hat einstimmig beschlossen, die Ressorts zum Handeln aufzufordern. Bildungssenatorin und Sozialsenatorin sollen sich für finanzielle Unterstützung einsetzen. Letztere wird sogar aufgefordert, Gestaltungsmittel in Höhe von 100.000 Euro für die Stadtteilfarmen bereitzustellen, während das Arbeitsressort aufgefordert wird, AGH-Stellen aus Haushaltsmitteln zu schaffen.
Zusätzlich wurde bekannt, dass die städtischen Fördermittel für die offene Jugendarbeit der Kinder- und Jugendfarm Habenhausen schrittweise gekürzt wurden. Durch die bundesweiten Mittelkürzungen der Jobcenter verloren sechs langzeitarbeitslose Männer und Frauen ihre geförderten Arbeitsgelegenheiten, was die Farmleiterin Jutta Weber zu der Aussage bewegte, dass die Unterstützung bei der Fütterung und Pflege der Tiere sowie im pädagogischen Bereich fehle. Das Farmteam hat einen offenen Brief verfasst, in dem die Streichung der AGH als kurzsichtig und unmenschlich bezeichnet wird.
Die Farm hat in den letzten zwei Jahren versucht, die weggebrochenen Angebote aufzufangen, doch dies ist mittlerweile nicht mehr möglich. Einige wichtige Angebote für den Stadtteil mussten gestrichen werden, und die Zusammenarbeit mit zahlreichen Schulen wurde aufgrund fehlender Fördergelder eingestellt. Schüler der letzten beiden verbleibenden Schulen können die Farm nicht mehr als außerschulischen Lernort nutzen. Auch Flohmärkte und das zweite Farmfest im Sommer entfallen.
Die Farm kann aufgrund ihrer aktuellen Situation keine weiteren Tiere aufnehmen, selbst im Falle eines Versterbens von Tieren. Trotz der hohen Spendenbereitschaft von Firmen und Privatpersonen ist diese nicht ausreichend, um den Betrieb aufrechtzuerhalten. Ein zuverlässiger öffentlicher Finanzierungsrahmen ist unerlässlich, damit die Farm als Bildungsort bestehen bleiben kann. Leider ist die Hoffnung auf eine dauerhafte Finanzierung über die Bildungsbehörde gescheitert, jedoch wurde eine Kooperation mit der Grundschule Bunnsackerweg für 2026 angeboten. Die Ungewissheit über die Zukunft der Farm ab 2026 bleibt bestehen, insbesondere hinsichtlich der neuen Systematik für die Vergabe von Fördergeldern.
Das Obervielander Stadtteilparlament hat einstimmig das Anliegen der Farm unterstützt und fordert mehr öffentliche Fördergelder. Der Beirat setzt sich dafür ein, dass die Bildungsbehörde auch bildungs- und umweltpolitische pädagogische Arbeiten finanziert. Zudem wird die Sozialbehörde aufgefordert, die weggefallenen AGH-Stellen aus eigenen Mitteln zu finanzieren. Die Situation der Kinder- und Jugendfarm ist somit sehr kritisch und bedarf dringend der Aufmerksamkeit vonseiten der verantwortlichen Behörden.
Weitere Informationen hierzu finden Sie auf Weser Report und Weser Kurier.