
In den letzten Jahren wurde an der Nordsee-Küste von Schleswig-Holstein regelmäßig von verendeten Walen berichtet, insbesondere vor den Stränden von Sylt, St. Peter-Ording und Friedrichskoog. Die Gründe für die Strandungen werden von Experten sowohl auf natürliche Umstände als auch auf menschliche Einflüsse zurückgeführt. Am Wochenende wurde ein toter Pottwal vor Sylt gefunden, was keineswegs ein Einzelfall ist. Wale in der Nordsee sind durch die flachen Gewässer in Küstennähe gefährdet.
Historische Vorfälle in der Region verdeutlichen die Problematik: Im Jahr 1998 verirren sich sechs Pottwale vor St. Peter-Ording, von denen drei überleben und drei stranden. 2002 sterben drei Pottwal-Bullen vor Friedrichskoog, vermutlich an ihrem eigenen Gewicht erstickt. Ein weiteres gravierendes Ereignis ereignete sich 2016, als insgesamt 30 Pottwale an den Küsten von Schleswig-Holstein, Niedersachsen, den Niederlanden, Großbritannien und Frankreich verendeten. In diesem Jahr wurde auch ein abgemagertes Baby-Orca am Strand von Rantum gefunden, das verhungert ist. Ein toter Wal, wahrscheinlich ein Zwergwal, wurde 2018 in St. Peter-Ording gesichtet, wobei die Todesursache unklar blieb.
Ursachen und Einflüsse
Die Ursachen für das Stranden von Walen sind vielschichtig. Extremwetterlagen können das Echolot-Ortungssystem der Tiere stören. Auch Sonnenstürme und menschliche Einflüsse wie Unterwassersprengungen sowie Lärm von Sonaren, der die Orientierung der Wale beeinträchtigen kann, haben ihren Teil dazu beigetragen. Historische Informationen den ersten Seefahrern zeigen, dass norddeutsche Seefahrer früher Wale im arktischen Eismeer jagten, was häufig gefährlich war.
Die Nordsee hat eine Durchschnittstiefe von 94 Metern. Der regelmäßige Tidenhub führt zu Trockenfallen bei Ebbe an den flachen Küsten. Flüsse und die Ostsee beeinflussen den Salzgehalt des Wassers, der unter dem des Atlantiks bleibt. Dies hat zur Folge, dass die Jahreszeiten Temperaturänderungen stärker beeinflussen, insbesondere aufgrund der geringen Wassertiefe. 2023 lag die mittlere Wassertemperatur bei Helgoland Reede bei 11,9 Grad Celsius – der höchste Wert seit Beginn der Messungen 1962.
Menschliche Aktivitäten beeinflussen die Nordsee erheblich; Öl- und Gasbohrungen, Offshore-Windparks, Schiffsverkehr und Müllablagerungen stellen große Herausforderungen für die marine Umwelt dar. Trotz restriktiver EU-Regulierungen für die Fischerei entsprechen diese nicht den Empfehlungen der Wissenschaft. Nur wenige Walarten sind als dauerhafte Bewohner in der Nordsee bekannt, darunter der Schweinswal mit etwa 339.000 Tieren. Weitere Arten wie der Große Tümmler und der Zwergwal kommen gelegentlich in der Region vor, während Pottwale typischerweise als Tiefseespezialisten gelten und häufig stranden.
Für Schulen und Interessierte werden Vorträge über die Walarten der Nordsee angeboten, die deren Lebensweise und Umwelt thematisieren. Diese interaktiven Präsentationen können kostenlos gebucht werden, wobei lediglich Fahrtkosten anfallen können.