
Imker in Niedersachsen sehen sich zunehmend gedrängt, ihren Honig auf dem Markt zu verkaufen. Laut einem Bericht von NDR.de leiden sie unter dem massiven Preisverfall, der durch billigen Honigimport aus dem Ausland verursacht wird. Eine Analyse hat ergeben, dass bis zu 80 Prozent des Honigs in deutschen Supermärkten gefälscht ist. Oliver Löwe, ein Berufsimker mit einer der zehn größten Imkereien Deutschlands, erntete im vergangenen Jahr 70 Tonnen Honig von 1.200 Bienenvölkern, erhält jedoch nur Angebote von 1,70 Euro pro Kilo, was nicht einmal die Produktionskosten deckt.
Im Jahr 2023 wurden etwa 64.400 Tonnen Honig aus dem Ausland nach Deutschland importiert, hauptsächlich aus Ländern wie der Ukraine, Argentinien und Mexiko. Dieser Wettbewerb macht es den deutschen Imkern schwer, ihre Produkte zu einem fairen Preis zu verkaufen. Der Deutsche Berufs- und Erwerbsimkerbund hat zudem 30 Honigproben aus deutschen Supermärkten untersucht und festgestellt, dass ein erheblicher Anteil dieser Produkte gepanscht ist. Klaus Ahrens, Vizepräsident des Verbandes, fordert die Einführung von DNA-Analysen an den EU-Grenzen, um die Qualität des Honigs zu sichern.
Tests zeigen gefälschten Honig
Zusätzlich zu den Informationen von NDR.de hat eine Untersuchung von ZDF.de aufgezeigt, dass Honiggestänge im Supermarkt weit verbreitet sind. Im Rahmen dieser Studie wurden Honig-Eigenmarken von großen Einzelhändlern wie Aldi, Lidl, Rewe, Edeka, Penny, Netto und Langnese in zwei Laboren getestet. Die Ergebnisse zeigten, dass viele Proben nicht authentisch bzw. nicht plausibel waren, was zu einem erheblichen Misstrauen gegenüber den angekündigten Qualitätsstandards führt.
Experten wie Zoologe Michael Traugott wiesen darauf hin, dass viele getestete Honigproben nicht als echtes Produkt angesehen werden können. Während die hohe Nachfrage nach Honig weiter wächst, sind heimische Imker nicht in der Lage, diese Nachfrage zu decken, was zu Zweifeln an der Reinheit und Qualität der Produkte aus dem Supermarkt führt. Die Vorwürfe wurden von Supermärkten wie Rewe und Edeka zurückgewiesen, die ihre Qualitätssicherungsmaßnahmen betonen, während Aldi und Lidl die Untersuchungsergebnisse in Frage stellen und auf eigene Analysen verweisen.
Auch das Bundeslandwirtschaftsministerium sowie die estnische Regierung zeigen sich besorgt über die Testergebnisse und arbeiten an der Akkreditierung der neuen Testmethoden. Immer mehr Berufsimker reduzieren ihre Bienenvölker aufgrund der wirtschaftlichen Schwierigkeiten, was ernsthafte Folgen für die Bestäubung und die heimische Imkerei haben könnte. Verbraucher werden aufgefordert, Honig direkt bei regionalen Imkern zu kaufen oder auf die Kennzeichnung „Echter Deutscher Honig“ zu achten, um sicherzustellen, dass sie ein authentisches Produkt erwerben.