
In der Stadt Wedel wird seit fast zwei Jahren auf moderne Technik gesetzt, um das Rattenproblem in der Kanalisation zu bekämpfen. Die Stadtentwässerung hat Sensor-Technologie implementiert, die es ermöglicht, Bewegungen in speziellen Köderboxen zu überwachen. Seit dem letzten Austausch der Köder wurden 259 Rattenbesuche in den Kanalschächten verzeichnet.
Das Problem ist ernst zu nehmen, da Ratten nicht nur durch ihre Nist- und Rückzugsmöglichkeiten in der Umgebung von Rohren und Kanalisationen erheblichen wirtschaftlichen Schaden anrichten können, sondern auch Versackungen verursachen. Eine Schätzung geht davon aus, dass es in Wedel etwa drei bis vier Ratten pro Einwohner gibt. Diese Entwicklungen wurden durch milde Winter und zahlreiche Baustellen begünstigt, wie auch das Unternehmen Renotec feststellte, das in den letzten zwei Jahren einen Anstieg von rund 30 Prozent bei Aufträgen zur Rattenbekämpfung in südlichem Schleswig-Holstein verzeichnete.
Technische Lösungen gegen Ratten
Das Kanalsystem in Wedel ist mit 180 Kilometern Länge besonders anfällig für Rattenbefall. Um diesen entgegenzuwirken, sind 37 Giftköder mit Sensoren im Kanalsystem verteilt. Diese Sensoren zeichnen Bewegungen auf und melden diese über ein Ampelsystem, das die Frequentierung der Köderboxen anzeigt. Ein rotes Licht zeigt an, dass eine Box in den letzten zwei Wochen mehr als 50 Besuche hatte, während gelb und grün für geringere Frequenzen stehen.
Insgesamt wurden in den letzten zwei Jahren rund 36.000 Bewegungen dokumentiert. Um Umweltgefahren zu minimieren, sind die speziellen Schließmechanismen der Boxen so konstruiert, dass das Gift nicht mit Wasser in Kontakt kommt. Zuvor wurden Köder an Drähten in die Schächte gehängt, was bei Starkregen zu Problemen führte. Zusätzlich überprüfen Mitarbeiter der Stadtentwässerung in der Umgebung stark frequentierter Boxen mögliche Ursachen für den Rattenbefall, wie unsachgemäße Essensreste oder zugängliche Mülltonnen. Langfristig ist es das Ziel, ohne den Einsatz von Gift gegen Ratten vorzugehen.
Das Bewusstsein rund um das Problem ist auch bei anderen Stadtverwaltungen in der Region gewachsen. Städte wie Kiel, Lübeck, Elmshorn und Mölln berichten ebenfalls von einer zunehmenden Herausforderung durch die Nager.
Ratten sind vor allem nachtaktiv und nutzen geschützte Laufwege, wodurch die Erkennung eines Befalls erschwert wird. Experten raten, auf Hinweise wie frische Nagespuren, Rattenkot oder gefressene Mülltüten zu achten, um frühzeitig Maßnahmen zu ergreifen. Betroffene sollten professionelle Hilfe in Anspruch nehmen, um bei einem Befall richtig mit Rattengift und Fallen umzugehen, denn die Population kann sich innerhalb eines Jahres erheblich vermehren.
Zusätzlich wird empfohlen, bauliche Schutzmaßnahmen zu ergreifen und Abfälle in geschlossenen Behältern zu entsorgen, um Ratten keinen Zugang zu Nahrungsmitteln zu bieten und die Möglichkeit zur Fortpflanzung zu minimieren.