
Bremerhaven plant den Bau eines Weltraumbahnhofs in der Nordsee, der von einem Konsortium aus mehreren Unternehmen vorangetrieben wird. Arne Gausepohl, Manager bei der Bremer Satellitenschmiede OHB, äußerte kürzlich, dass von Bremerhaven aus Schiffe Raketen, die bis zu 30 Meter groß sind, zu ihrem Startplatz auf See bringen sollen. Diese Raketen haben die Fähigkeit, Kleinsatelliten mit einem Gewicht von bis zu einer Tonne in den Orbit zu befördern.
Der erste Teststart war ursprünglich für den Sommer des letzten Jahres geplant, wurde jedoch abgesagt, da keine Lizenz für den Flug im Luftraum über Großbritannien erteilt wurde. Gausepohl betonte, dass es unwahrscheinlich sei, dass in diesem Jahr ein Raketen-Teststart auf der Nordsee stattfinden wird. Derzeit gibt es keine gesetzliche Regelung für Raketenstarts auf der Nordsee, weshalb der Austausch mit den entsprechenden Behörden als wichtig erachtet wird. Das Projekt wird vom Bund mit einer Million Euro gefördert.
Technische Entwicklungen und zukünftige Perspektiven
Gausepohl führt den Austausch mit Raketenherstellern fort, obwohl Kleinraketen bislang noch nicht verfügbar sind. Ein wenig Hoffnung kommt aus der jüngsten Erfolgsmeldung vom Start-up Isar Aerospace, das bereits einen ersten Teststart absolviert hat. Schätzungen zufolge könnte der Weltraumbahnhof in zwei Jahren betriebsbereit sein. Technische Fortschritte haben die Raumfahrt kostengünstiger gemacht, wodurch die Nachfrage nach Micro-Launchern steigt. Bremerhaven besitzt eine optimale Anbindung durch Hafen, Bahn und Straße im Vergleich zu anderen Weltraumbahnhöfen, und die ABC-Halbinsel im Kaiserhafen ist als Einsatzort für die Raketenstarts vorgesehen.
Das Konsortium plant, keine eigenen Spezialschiffe anzuschaffen, sondern die Schwerlast-Flotte der Harren Group zu nutzen. Raketen werden in einer „Integrationshalle“ vorbereitet und in eine Launch-Box gepackt. Die Anreise zum Startplatz dauert etwa einen Tag, und es wurde bestätigt, dass ein Start auch bei drei Metern Seegang möglich ist. Die ambitionierten Ziele sehen vor, jährlich 50 Starts durchzuführen, wobei die Rückkehr der Raketenstufen zur Kostenreduktion beitragen könnte. Die kalkulierten Kosten pro Start belaufen sich auf etwa eine Million Euro.
Gleichzeitig zeigen andere Quellen, dass im April 2024 der erste Raketenstart von einer mobilen Plattform in der Nordsee geplant ist. [Tagesschau] berichtete, dass BDI-Präsident Siegfried Russwurm auf einem Weltraumkongress die Initiative ins Leben gerufen hat. Der Startpunkt soll etwa 300 Kilometer von Bremerhaven in der Ausschließlichen Wirtschaftszone Deutschlands liegen. Die niederländische Firma T-Minus wird die Rakete für den suborbitalen Start bereitstellen, wobei die erste „Demo-Kampagne“ den Start von bis zu vier Raketen mit einer maximalen Länge von sieben Metern und einer Flughöhe von bis zu 50 Kilometer umfassen soll.
Die Vorbereitungen für die Raketen erfolgen in Bremerhaven, und die Transporte zu den Startanlagen auf dem Wasser müssen aus Sicherheitsgründen ohne Überflüge über bewohntem Gebiet durchgeführt werden. Es wird erwartet, dass die Initiativen zu einem unabhängigen Zugang ins All für Deutschland und Europa beitragen und den bestehenden ESA-Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana ergänzen.