
Die Meyer Werft in Papenburg steht vor umfassenden Veränderungen, um betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden und die finanzielle Lage des Unternehmens zu stabilisieren. Derzeit verhandelt die Werft mit dem Betriebsrat über den Abbau von 340 Arbeitsplätzen, was bisher noch nicht vollständig umgesetzt wurde. Von den rund 3400 Beschäftigten haben sich bereits etwa 170 bis 180 Mitarbeiter für ein freiwilliges Ausscheiden entschieden. Zusätzlich fallen etwa 100 Arbeitsplätze durch das Auslaufen befristeter Verträge weg. Diese Maßnahmen basieren auf einer Vereinbarung, die im Juli des letzten Jahres zwischen der Geschäftsführung, dem Betriebsrat und der Gewerkschaft beschlossen wurde.
Die Werft befindet sich derzeit in einem Restrukturierungsprozess, nachdem Bund und Land als Anteilseigner eingestiegen sind. Während die Auslastung im Stahlbau voll ist, müssen im Kabinenbau Kurzarbeit und andere Maßnahmen zur Kostensenkung ergriffen werden. Am Sonntag wird das Kreuzfahrtschiff „Asuka III“ zur weiteren Ausrüstung nach Eemshaven überführt. Im Herbst folgt das Kreuzfahrtschiff „Disney Destiny“, das sich aktuell noch im Baudock befindet. Für 2026 ist keine Auslieferung eines Kreuzfahrtschiffs geplant, im nächsten Jahr wird lediglich das Forschungsschiff „Meteor IV“ abgeliefert. In zwei bis drei Monaten wird eine Verbesserung der Kurzarbeitssituation erwartet, wenn die Arbeiten für Schiffe beginnen, die 2027 ausgeliefert werden sollen.
Meilensteine der Restrukturierung
In einem weiteren Schritt gelang der Meyer Werft die Einigung mit dem Betriebsrat, der IG Metall und der Geschäftsführung auf wesentliche Punkte der Restrukturierung. Diese Einigung umfasst den geplanten Abbau von 340 Stellen, wobei bestmöglich auf betriebsbedingte Kündigungen verzichtet werden soll. Zur besseren Verwaltung wurde die Bildung eines Aufsichtsrats und eines Konzernbetriebsrats beschlossen, ebenso der Umzug des Firmensitzes von Luxemburg nach Deutschland. Die Vereinbarung garantiert, dass die Belegschaft bis Ende 2030 mindestens 3.100 Mitarbeitende umfassen soll, darunter mindestens 1.200 Tarif-Beschäftigte sowie die jährliche Einstellung von mindestens 45 Auszubildenden und neun Dualen Studierenden. Der Stellenabbau wird in mehreren Phasen durchgeführt, beginnend mit den befristeten Verträgen und gefolgt von einem Freiwilligenprogramm.
Die Meyer Werft sieht sich einer der größten Krisen in ihrer über 200-jährigen Geschichte gegenüber. Um bis 2027 mehr als 2,7 Milliarden Euro zu finanzieren, darunter eine Eigenkapitalerhöhung von 400 Millionen Euro und 2,3 Milliarden Euro für die Vorfinanzierung neuer Schiffsneubauten, sind Bürgschaften des Landes und des Bundes notwendig. Der Chefsanierer Ralf Schmitz, der ursprünglich einen höheren Stellenabbau in Aussicht stellte, betont, dass es sich um notwendige Bürgschaften handelt. Unternehmenschef Bernd Eikens hebt die Bedeutung der Einigung für die Zukunft der Werft hervor und verkündet bevorstehende Schritte zur nachhaltigen Steigerung der Profitabilität. Allerdings warnt er vor den wirtschaftlichen Konsequenzen im Falle eines scheitern der Restrukturierung. Die IG Metall fordert auch weiterhin Unterstützung von der Bundesregierung, während Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies und CDU-Fraktionschef Sebastian Lechner die Chance für einen Neustart sehen.
Die Inhaberfamilie Meyer bekundet ihre Unterstützung für den Restrukturierungskurs und die Bildung eines Aufsichtsrats, was einen weiteren Indikator für das Engagement des Managements und der Mitarbeiterschaft darstellt, die Meyer Werft wieder auf einen stabilen Wachstumspfad zu bringen.