
Wissenschaftler des Deutschen Primatenzentrums (DPZ) in Göttingen und der Universität Oxford haben wegweisende Erkenntnisse zur Rolle der Amygdala im Entscheidungsprozess über Belohnungen und Risiken veröffentlicht. Die Forschung, die unter der Leitung von Raymundo Báez-Mendoza und Fabian Grabenhorst durchgeführt wurde, untersucht, wie Nervenzellen im Gehirn Informationen zu Belohnung und Risiko verarbeiten.
Die Studie zeigt, dass die Amygdala eine zentrale Rolle im Umgang mit Emotionen und Entscheidungsfindungen spielt. Ihre Nervenzellen reagieren dynamisch auf sowohl die Wahrscheinlichkeit als auch die Größe von Belohnungen. Ein wichtiges Ergebnis der Untersuchung ist, dass Fehlfunktionen in der Amygdala zu einer verzerrten Wahrnehmung von Belohnungen und Risiken führen können. Die Resultate sind daher potenziell relevant für das Verständnis von psychischen Erkrankungen wie Angststörungen und Depressionen.
Details zur Studie
In der Studie lernten zwei Rhesusaffen, visuelle Hinweise zu interpretieren, die Informationen über bevorstehende Belohnungen vermittelten. Diese Belohnungen wurden in Form von Fruchtsaft gereicht. Die Aktivität einzelner Neuronen in der Amygdala wurde dabei mit Mikroelektroden intensiv überwacht.
Die Affen hatten die Wahl zwischen einer „sicheren“ Option, die eine feste Belohnungswahrscheinlichkeit bot, und einer „riskanten“ Option mit variabler Wahrscheinlichkeit. Es wurde festgestellt, dass viele Gehirnzellen in der Amygdala die Wahrscheinlichkeit einer Belohnung unabhängig von den visuellen Reizen darstellen. Einige Neuronen sind dabei speziell auf die Wahrscheinlichkeit fokussiert, während andere auch die Größe der Belohnung in ihre Bewertungen einfließen lassen. Diese dynamischen Prozessmechanismen erlauben es dem Gehirn, verschiedene Aspekte einer Belohnung flexibel zu bewerten.
Zusätzlich wurde in der Studie dokumentiert, dass Neuronen in der Amygdala nicht nur Wahrscheinlichkeit und Größe von Belohnungen verarbeiten, sondern auch die Unsicherheit, die mit diesen Belohnungen verbunden ist. Laut Raymundo Báez-Mendoza ermöglicht diese Fähigkeit zur Risikobewertung, komplexe ökonomische Entscheidungen in unsicheren Situationen zu treffen. Die Ergebnisse belegen, wie neuronale Netzwerke im Gehirn aktiv Risikoinformationen integrieren, was entscheidend für die Wahl zwischen wertvollen, aber unsicheren Optionen und sicheren, jedoch weniger lohnenswerten Alternativen ist.
Für weitere Informationen über die dynamische Verarbeitung von Belohnungen im Gehirn lesen Sie die Berichte von Göttinger Tageblatt und DPZ.