Im Göttinger Stadtteil Hagenweg 20 beschäftigt ein ehemaliger Studentenwohnkomplex die Stadtverwaltung seit geraumer Zeit. Die Problematik rund um diese Immobilie, die seit 2021 im Fokus der Stadt steht, ist vielschichtig und hat bemerkenswerte Entwicklungen hervorgerufen. Der Komplex wird von der Stadt als sozialer Brennpunkt wahrgenommen, was auf die unhaltbaren Lebensbedingungen und die Vielzahl an Mietproblemen zurückzuführen ist. Aktuell leben noch 55 Menschen in dem Gebäude, welches ursprünglich 1977 für wohlhabende Studierende konzipiert wurde.
Die Stadt Göttingen hat sich zum Ziel gesetzt, alle Wohnräume im Gebäude zu kaufen, um die Sanierung oder sogar den Abriss der heruntergekommenen Immobilie zu ermöglichen. Nach derzeitigem Stand besitzt die Stadt 153 der insgesamt 165 Appartements. Der Stichtag für den vollständigen Erwerb ist der 1. Januar 2025. Es wird gehofft, dass die verbleibenden 12 Appartements bald ebenfalls in den Besitz der Stadt übergehen.
Gesundheit und Hygiene im Fokus
Die Probleme im Hagenweg 20 sind vielschichtig und betreffen unter anderem unübersichtliche Eigentumsverhältnisse, Hygienemängel, hohe Kriminalität sowie Probleme im Bereich der Integration. Die Stadt Göttingen ist sich der Schwierigkeiten, die mit diesen Umständen einhergehen, bewusst. Die Eigentümer betrachten das Gebäude derzeit als Anlageobjekt, wodurch die Lebensumstände der Bewohner oft ignoriert werden.
Um den Mietern zu helfen, stehen Fachleute im Bereich Sozialarbeit unter der Leitung von Thomas Maxellon in Kontakt mit den Bewohnern. Diese unterstützen die Betroffenen aktiv bei der Suche nach neuen Wohnungen und helfen bei Umzügen. Zudem wurden Maßnahmen ergriffen, um Schädlinge in leerstehenden Appartements zu bekämpfen. Durch die Vermittlung in andere Stadtteile, wie beispielsweise Holtenser Berg und Weststadt, konnten bereits einige Bewohner erfolgreich in neue Wohnungen ohne Altlasten umgesiedelt werden.
Zusätzlich hat der Rat der Stadt Göttingen am 8. November 2023 einstimmig beschlossen, 119 weitere Wohnungen in diesem Komplex zu erwerben. Hierbei liegt der Fokus klar auf der Sanierung oder dem Neubau der angebotenen Ein- und Zwei-Zimmer-Appartements. Obwohl ein privater Käufer den Zuschlag für die 119 Wohnungen bereits erhalten hat, ist der Vertrag gegenwärtig noch nicht wirksam. Die Stadt plant Gespräche über eine mögliche Rückabwicklung des Kaufvertrags, um die Pläne für den Abriss und Neubau voranzutreiben, wie NDR.de berichtete.
Die Zukunft des Hagenwegs 20 bleibt damit spannend, während die Stadt Göttingen weiterhin bemüht ist, die Lebensverhältnisse der Bewohner zu verbessern und ein langfristiges Lösungskonzept umzusetzen, das sowohl den sozialen als auch den baulichen Herausforderungen des Komplexes gerecht wird. Die Problematik hat in der Stadt bereits breite Diskussionen ausgelöst, die auch weiterhin im Fokus stehen werden.