
Die Diskussion über moderne Männlichkeit und die damit verbundenen gesellschaftlichen Herausforderungen ist aktueller denn je. Die Analyse beginnt bei der Emanzipation, die vor 235 Jahren mit der Erstürmung der Bastille ihren Ausgang nahm. Der moderne Mann wird als Antithese zum alten, weißen Mann betrachtet und zeigt sich durch eine Vielzahl an Merkmalen.
Er wird beschrieben als nachdenklich, fragend und jemand, der seine Emotionen dosiert zeigt. Dieser moderne Mann bezeichnet sich häufig als Feminist, trägt bunte Swatch-Uhren anstelle von Luxus-Uhren und liest Selbsthilfebücher zur Selbstreflexion. Zudem hat er eine ausgeprägte Hautpflegeroutine und zeigt Interesse an Kultur, was sich in gerahmten Ausstellungspostern widerspiegelt. Sport, insbesondere Fußball, findet in seinem Leben wenig Platz, während er möglicherweise ein Fan des Vereins FC St. Pauli ist.
Beispiele moderner Männer
Ein herausragendes Beispiel für einen modernen Mann ist Sebastian Tigges, bekannt als „The Walking Dad“. Der frühere Anwalt hat als Influencer Fuß gefasst und teilt in seinen Videos Erfahrungen als Vater. Er thematisiert die strukturellen Benachteiligungen von Vätern und unterstützt seine Frau, die als Nachhaltigkeits-Influencerin tätig ist. Trotz seiner mehr als 100.000 Follower und medialer Präsenz führte eine Äußerung von Tigges über Nagellack als „feministische Praxis“ zu einem Shitstorm, woraufhin er sich nicht mehr als Feminist bezeichnete. In der Reflexion über seine Männlichkeit entschuldigte er sich symbolisch vor seiner Frau, was auf die Partnerschafts- und Geschlechterdiskussionen hinweist.
Ein weiteres Beispiel ist Sebastian Hotz, bekannt als El Hotzo. Er warnt in seinen Witzen vor toxischer Maskulinität und hat offen über sein problematisches Verhalten gegenüber Frauen gesprochen. Dabei äußerte er, dass das Wort „Entschuldigung“ zwar nützlich, aber möglicherweise unehrlich sein kann.
Die Diskussion über toxische Männlichkeit und ihren Einfluss ist nicht neu. Die American Psychological Association (APA) bezeichnet traditionelle Männlichkeit als toxisch, während kritische Stimmen, wie Slavoj Žižek und Jordan Peterson, die vorherrschenden Diskurse in Frage stellen. Diese Debatten haben nicht nur in der Gesellschaft, sondern auch in akademischen Kreisen ihre Spuren hinterlassen, wie die Absage von Jordan Peterson als Gastdozent an der Universität Cambridge zeigt. Die Politische Landschaft, insbesondere in Europa, wird oft von einer männlichen Dominanz geprägt, was die Relevanz der Diskussion um Geschlechtergleichheit unterstreicht.
Beide Beispiele – Tigges und Hotz – stehen exemplarisch für die komplexen Themen rund um neue Männlichkeit und die Herausforderungen, die mit diesen Veränderungen einhergehen. Diskussionen um toxische Männlichkeit und deren Auswirkungen auf das Zusammenleben sind im vollen Gange, was auf einen tiefgreifenden gesellschaftlichen Wandel hindeutet.