
In mehreren Bundesländern Österreichs, darunter Wien, Niederösterreich, Oberösterreich und Salzburg, hat die Zahl der Bankomat-Sprengungen in den letzten Wochen erheblich zugenommen. Die Polizei berichtet von über einem Dutzend Sprengungen, davon acht allein in Wien. Die Täter sind weiterhin flüchtig, und es wird vermutet, dass es sich um international organisierte Kriminalität handelt. Um weiteren Sprengungen vorzubeugen, bleiben immer mehr Bankomaten über Nacht offen und leer.
Ein Beispiel für diese Maßnahme ist ein Bankomat in der Postfiliale am Bahnhofsplatz in St. Pölten, der mit einem Zettel „Gerät außer Betrieb“ gekennzeichnet war. Die Österreichische Post hat diese Vorgehensweise ergriffen, um Zerstörungen in den Filialen zu vermeiden. Auch in Postfilialen in Favoriten und Margareten sind die Automaten seit einigen Tagen entweder geöffnet oder wurden ebenfalls leer geräumt. Weitere Geldinstitute, wie HYPO NOE und BAWAG, haben ihre Foyers von 22 Uhr bis 5 Uhr geschlossen.
Neue Erkenntnisse zu den Tätern
Zusätzlich zur Situation in Österreich zeigen aktuelle Informationen, dass eine große Mehrheit der Tatverdächtigen bei Geldautomaten-Sprengungen nicht aus Deutschland stammt. Nach Angaben der Bundesregierung besitzt die größte Gruppe der Verdächtigen einen niederländischen Pass. Viele von ihnen haben marokkanische Wurzeln. Statistisch gesehen wird in Deutschland täglich mindestens ein Geldautomat gesprengt. Im Jahr 2022 registrierte das Bundeskriminalamt (BKA) insgesamt 496 versuchte oder erfolgreiche Sprengungen.
Besonders betroffen ist Nordrhein-Westfalen mit 153 Taten im Jahr 2022. Die Täter nutzen zunehmend Sprengstoffe, die in der Lage sind, schwere Tresortüren bis zu 30 Meter weit zu schleudern, was die Gefahr für Unbeteiligte erheblich erhöht. Bisher gab es keinen Todesfall, doch die Ermittler warnen vor einem möglichen zukünftigen Risiko, insbesondere angesichts des zunehmenden Einsatzes von Explosivstoffen.
In Reaktion auf diese steigende Bedrohung hat Innenministerin Nancy Faeser (SPD) Banken und Sicherheitsbehörden zu Krisentreffen versammelt. Bankenvertreter haben sich bereit erklärt, präventive Maßnahmen auszubauen, allerdings sind gesetzliche Mindeststandards für Bankbetreiber noch nicht in Sicht. Innenministeriumsbehörden setzen bislang auf freiwillige Maßnahmen der Banken, während die Deutsche Polizeigewerkschaft eine Orientierung an den Niederlanden zur Bekämpfung des Phänomens fordert.