
Baden-Württemberg plant die schrittweise flächendeckende Einführung der Ehrenamtskarte, die durch Landkreise und kreisfreie Städte ausgegeben werden soll. Allerdings lehnt die Ravensburger Kreisverwaltung vorerst die Teilnahme ab und schlägt vor, die Karte nicht einzuführen. Dieser Vorschlag wurde von der Tagesordnung des Kreistags am Donnerstag in Leutkirch genommen. Die CDU hatte in Absprache mit der Fraktion der Freien Wähler den Antrag zur Streichung des Punktes eingebracht.
CDU-Kreisrat Rudi Hämmerle bezeichnete die Ehrenamtskarte als grundsätzlich gut, allerdings nicht in der aktuellen Form. Seiner Meinung nach bietet die derzeitige Karte vor allem kostenfreie Eintritte oder Ermäßigungen in weit entfernten Museen und Klöstern. Hämmerle warnte davor, dass die Karte in der jetzigen Ausgestaltung ein „Rohrkrepierer“ werden könnte. Um der Problematik zu begegnen, plant die Kreisverwaltung die Schaffung eines Runden Tisches, um mit Betroffenen im Kreis zu sprechen und eine „Ehrenamtskarte Plus“ zu entwickeln, die den Ehrenamtlichen vor Ort zugutekommen soll.
Reaktionen und Kritik
Oliver Spieß von den Freien Wählern fordert die Einbeziehung von Vertretern der Kommunen in den Runden Tisch. Kritik an der Entscheidung kam von der SPD und den Grünen, die sich für die Einführung der Karte in der aktuellen Form ausgesprochen hatten. SPD-Kreisrat Peter Clement verwies auf positive Erfahrungen aus Isny, wo die Stadt selbst die Initiative ergriffen hat. Auch Doris Zodel von den Grünen sieht die Einführung der Karte als ein Zeichen der Wertschätzung für Ehrenamtliche. Das Landratsamt begründet die Ablehnung der Karte mit personellem Aufwand, unsicherer Förderung und der Gefahr der Ungleichbehandlung bei Nachweispflichten.
Das Ziel der Landesregierung von Baden-Württemberg ist die Einführung einer landesweit gültigen Ehrenamtskarte, die an Personen mit hohem bürgerschaftlichem Engagement gerichtet ist. Ab dem 1. August 2023 wird die Ehrenamtskarte in vier Modellstandorten, einschließlich der Stadtkreise Freiburg und Ulm sowie dem Landkreis Calw und dem Landkreis Ostalbkreis, erprobt. Dieser Modellversuch wird bis März 2025 verlängert.
Für den Erhalt der Karte ist ein Mindestumfang an Engagement erforderlich. Die Kriterien für Erwerb und Verwaltung der Karten wurden in Zusammenarbeit mit Kommunalen Landesverbänden und Kommunen erarbeitet. Das Land Baden-Württemberg unterstützt die Erprobung durch Finanzierung und Bereitstellung der Infrastruktur. Die Informationen über die teilnehmenden Einrichtungen sind auf den Internetauftritten der jeweiligen Modellkommunen verfügbar, und die Ehrenamtskarte kann ebenfalls dort beantragt werden, wie das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration mitgeteilt hat.