In Ostfriesland werden zu Silvester und Neujahr zahlreiche Traditionen hochgehalten, die die besondere Verbindung zur Kultur und Geschichte der Region widerspiegeln. Dr. Welf-Gerrit Otto von der Ostfriesischen Landschaft hat einige dieser Bräuche eingehend untersucht. Unter den bekanntesten Traditionen sind das Karbidschießen, das Neujahrslaufen sowie verschiedene kulinarische Spezialitäten.
Das Karbidschießen gilt als ein uralter Brauch, bei dem ein metallenes Gefäß mit Karbid gefüllt wird, um bei Zündung laut knallen zu lassen. Diese Tradition findet ihren Ursprung in dem Glauben, dass die Rauhnächte eine Zeit der Unsicherheit sind, während der böse Kräfte aktiv sein könnten. Das laute Knallen soll dazu dienen, diese bösen Mächte abzuschrecken.
Traditionelle Speisen und Bräuche
Zu den traditionellen Speisen gehören Neujahrskuchen und Speckendicken, die zu Silvester sowie in der Zeit davor verspeist werden. Dr. Otto vermutet, dass diese kulinarischen Traditionen mit der Winterzeit und der damit verbundenen Zeit der Entbehrung verbunden sind. Der Jahreswechsel stellt dabei einen Anlass dar, sich etwas Besonderes zu gönnen. Traditionell war der Winter die Zeit zum Schlachten, was den Verzehr von Speck und Mettwurst erklären könnte.
Ein weiterer Brauch, der in Emden praktiziert wird, ist das Elführtje. Hier kommen die Besucher im Stadtgarten am Silvestertag zusammen, um das Jahr gemeinsam ausklingen zu lassen. Diese Tradition beruht auf dem Wunsch, sich im alten Jahr bei Tageslicht zu begegnen. Am Neujahrstag findet in vielen Dörfern das Neujahrslaufen statt, bei dem von Haus zu Haus gegangen wird, um gute Wünsche zu überbringen. Dabei gibt es häufig Neujahrskuchen oder „Bohntjesopp“, was in Branntwein eingelegte Rosinen sind.
Die rauhen Nächte, oder Rauhnächte, sind in Deutschland eine alte Tradition, die von den Tagen zwischen Weihnachten (25. Dezember) bis zur Epiphanie (6. Januar) geprägt ist. Diese Zeit wird als Übergang vom alten ins neue Jahr betrachtet. Sie steckt voller Aberglauben und Bräuche, die dem Schutz vor Geistern dienen. Wie germangirlinamerica.com berichtete, dürfen während dieser Zeit beispielsweise keine Wäsche gewaschen werden, um nicht Geister einzufangen.
Der Begriff „Rauhnacht“ könnte sich von „Rauch“ ableiten, wobei das Verbrennen von Kräutern und Harzen, wie Weihrauch und Myrrhe, zur Unterstützung des häuslichen Schutzes gehört. Zudem empfiehlt es sich, Ordnung und Sauberkeit im Hause zu halten, um Geister fernzuhalten. Viele dieser Bräuche zielen darauf ab, das alte Jahr zu verabschieden und das neue Jahr mit positiven Gedanken zu begrüßen.