
Ein Prozess in Lüneburg beschäftigt sich aktuell mit dem Fall von Mohamed Y. (19), der am 14. Juli 2024 im Bahnhof Uelzen einen tödlichen Tritt gegen Ramesh K. ausgeführt hat. Die DNA des Opfers wurde unter den Fingernägeln des Angeklagten gefunden, was die Beweislage gegen ihn erheblich verstärkt, wie die Landeszeitung berichtet.
In diesem Verfahren zeigen sich sowohl Ankläger als auch Verteidiger einig in der Einschätzung, dass Mohamed Y. psychisch erkrankt ist. Während Einigkeit darüber herrscht, dass der Angeklagte nicht bestraft, sondern in eine psychiatrische Anstalt eingewiesen werden soll, bestehen unterschiedliche Ansichten über die juristische Einordnung der Tat. Dr. Norbert Lösing, der Anwalt der Hinterbliebenen, spricht von Mord aus Habgier, während Erster Staatsanwalt Konstantin Paus Totschlag mit Unterschlagung anführt und Verteidiger Moritz Klay auf Körperverletzung mit Todesfolge plädiert. Zudem wird die Möglichkeit eines Ermöglichungsmordes in Betracht gezogen, der den Raub des Handys vorbereiten sollte.
Psychiatrische Gutachten und Gefährdungspotenzial
Psychiatrische Gutachten von Dr. Reiner Friedrich kommen zu dem Schluss, dass bei Mohamed Y. eine Erkrankung im schizophrenen Formenkreis diagnostiziert wurde. Dabei wird Drogenkonsum nicht als ursächlicher Faktor angesehen. Die Wahrscheinlichkeit für weitere Gewalttaten wird mit mehr als dem Siebenfachen im Vergleich zur Allgemeinheit prognostiziert. Verhaltensweisen vor der Tat deuten auf ein ausgeprägtes psychotisches Erleben hin.
Bei der Schilderung der Tat durch Staatsanwalt Paus konnte die Tochter des Opfers ihre Tränen nicht zurückhalten. Dr. Norbert Lösing äußert Bedauern über die Unklarheit hinsichtlich der Motive des Täters und betont, dass dieser seine Schuld ins Außere verlagere. Auch Verteidiger Moritz Klay hebt hervor, dass die Tat viele Menschen betroffen macht.
Im weiteren gesellschaftlichen Kontext wird das Thema der Gefährdung durch psychisch kranke Aggressoren diskutiert. Eine Analyse auf der Plattform NZZ beleuchtet, dass es mehrere Vorfälle gegeben hat, bei denen psychisch auffällige Personen gewalttätig wurden. Angreifer in Magdeburg und Aschaffenburg waren nicht politisch motiviert, sondern wiesen psychische Auffälligkeiten auf, was zu Forderungen nach besseren Informationen über psychisch Erkrankte durch Sicherheitsbehörden geführt hat.
Die Diskussion über den Zusammenhang zwischen psychischen Erkrankungen und Gewalt ist komplex. Vorurteile, insbesondere gegen Menschen mit Schizophrenie, sind weit verbreitet, obwohl über 90% der Gewalttaten von psychisch gesunden Personen begangen werden. Gleichzeitig zeigen Studien, dass das Risiko für gewalttätiges Verhalten bei kombinierter psychischer Erkrankung und Drogenmissbrauch deutlich erhöht sein kann.