
Am 10. April jährt sich das Ende des Zweiten Weltkriegs für die deutsche Gemeinde Harpstedt zum 80. Mal. An diesem Tag rückten kanadische und britische Truppen ohne nennenswerten Widerstand in Harpstedt ein. Laut Meldungen von Kreiszeitung waren rund 1.000 Soldaten anwesend, während die Bevölkerung die Truppen als Besatzer erlebte. Dirk Heile, ein ehemaliger Gemeindedirektor und Zeitzeuge, berichtete, dass es keinen Widerstand gegen die einmarschierenden Truppen gab. Infolge der Besetzung wurden etwa 30 Häuser beschlagnahmt, was viele Bewohner zwang, ihre Wohnungen unverzüglich zu räumen.
Ein weiterer Zeitzeuge, Altbürgermeister Hermann Bokelmann, der damals 16 Jahre alt war, erinnert sich an die Ereignisse und hörte die Explosionen der Bomben, die während der letzten Kämpfe in der Region fielen. Er erlebte den bevorstehenden Kriegsende und die nachfolgenden Veränderungen in Harpstedt aus erster Hand, wie NWZonline berichtete. Es ist zu beachten, dass die NSDAP-Funktionäre in der Gemeinde interniert wurden, während der Ortsgruppenleiter Wilhelm Gunst flüchtete. Viele Beamte, die aktiv in der NSDAP waren, wurden unter dem Druck des neuen Regimes ohne Bezüge aus ihren Ämtern entfernt.
Die letzten Kämpfe und deren Folgen
<pBei den letzten Kämpfen um Harpstedt kam es zu erheblichen Zerstörungen. Am 9. April 1945 beschoss ein Wehrmachtspanzer drei britische Kettenfahrzeuge, was Luftangriffe von englischen Bombern zur Folge hatte. Diese Angriffe forderten fünf Todesopfer, darunter ein 16-jähriger Junge. Um den Kriegseinsatz zu verstärken, mussten auch die lokalen Jungen ab 10 Jahren dem "Deutschen Jungvolk" beitreten, sowie ab 14 Jahren der „Hitlerjugend“.
Nach dem Krieg waren die Folgen der Kämpfe in der Region spürbar, etwa durch die Minenopfer in der Samtgemeinde Harpstedt. Zudem führte die Massenflucht aus den ostdeutschen Gebieten zu einem demografischen Wandel in Harpstedt. Ein Beispiel für die Flüchtlingsströme ist die dokumentierte Flucht der Familie Hämmerling aus Westpreußen, die 64 Tage in Anspruch nahm. Die Belastungen und Herausforderungen des Krieges hinterließen tiefe Narben in der Geschichte der Gemeinde.