
Am Osnabrücker Klinikum wurde im Januar 2024 ein „Flexpool“ für Pflegekräfte eingerichtet, um den Arbeitsalltag flexibler zu gestalten. Mitarbeiter des Flexpools können eigenständig entscheiden, wann und wie viel sie arbeiten, was sowohl die Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben als auch das Abbauen von Überstunden erleichtert.
Aktuell umfasst der Flexpool knapp 120 Pflegekräfte, von denen 75 in Vollzeit beschäftigt sind. Die meisten dieser Mitarbeitenden sind extern an den Flexpool angestellt. Ein zentraler Aspekt des Modells ist, dass das Klinikum die Zusammenarbeit mit externen Zeitarbeitsfirmen in der Pflege beendet hat und alle Pflegekräfte direkt beim Klinikum angestellt sind. Während der einjährigen Testphase wird angestrebt, das Konzept weiter auszubauen. Arndt Höhbusch, ein Vollzeit-Mitarbeiter im Flexpool, berichtet, dass er durch die neuen Arbeitszeitmodelle keine Nachtschichten mehr absolvieren muss und überwiegend eine Fünf-Tage-Woche arbeitet.
Flexibles Arbeiten in der Pflege
Die Flexibilität des Modells führt gelegentlich zu Neid und Unverständnis bei festen Kollegen, die Schwierigkeiten haben, sich mit den variablen Arbeitszeiten der Flexpool-Mitarbeiter zu arrangieren. Das Flexpool-Büro fungiert als zentraler Ansprechpartner für die Mitarbeitenden und unterstützt sie bei der Planung ihrer Einsätze.
<p<Im Kontext der Herausforderungen im Gesundheitswesen betonen Experten die Notwendigkeit, neue Arbeitszeitmodelle einzuführen, um Mitarbeiter zu halten und neue Fachkräfte zu gewinnen. Flexible Dienstzeiten finden mittlerweile in vielen Krankenhäusern Anwendung. Claudia Schmidt, eine Kinderkrankenpflegerin, ist ein Beispiel für die positiven Effekte dieser Modelle. Nach fünf Jahren Elternzeit arbeitete sie im "Flexpool" der DRK-Kinderklinik Siegen und konnte ihre Verfügbarkeiten flexibel anpassen, was ihr den Wiedereinstieg in den Beruf erleichterte. Ihr flexibles Modell erfordert, dass sie an zwei festen Tagen sowie an zwei Wochenenden im Monat arbeitet. Ohne dieses System wäre es ihr möglicherweise nicht möglich gewesen, beruflich Fuß zu fassen.
Enzo Weber, ein Arbeitsmarktforscher, hebt hervor, dass Selbstbestimmung bei der Arbeitszeit eine zukunftsträchtige Lösung darstellt. Arbeitgeber müssen sich an die neuen gesellschaftlichen Realitäten anpassen, da in vielen Haushalten beide Partner berufstätig sind. Diese Entwicklung macht deutlich, dass ein flexibles Arbeitszeitmodell immer mehr zum Standard im Gesundheitswesen wird, um den Fachkräftemangel zu bekämpfen und Attraktivität als Arbeitgeber zu steigern.