
Rheinmetall und Volkswagen (VW) sind in Gesprächen über eine mögliche strategische Zusammenarbeit, die sich auf die Produktion von gepanzerten Fahrzeugen konzentriert. Dies geht aus aktuellen Meldungen hervor. Rheinmetall, ein führender Hersteller in der Verteidigungsindustrie, profitiert von steigenden Verteidigungsausgaben in Europa und geopolitischen Spannungen. Konzernchef Armin Papperger betont, dass wir uns in einer „Epoche der Aufrüstung“ befinden und sieht neue Wachstumsperspektiven für das Unternehmen.
Rheinmetall benötigt zusätzliche Produktionskapazitäten, um den wachsenden Anforderungen im militärischen Sektor gerecht zu werden. Aus diesem Grund prüft das Unternehmen die Übernahme eines stillzulegenden VW-Werks in Osnabrück für die Herstellung von gepanzerten Fahrzeugen. VW steht unter Druck, einige Standorte aufgrund sinkender Absätze aufzugeben, darunter auch das Werk in Osnabrück. VW-Chef Oliver Blume hat sich offen für Gespräche über eine mögliche Umwidmung des Werks gezeigt, wie wa.de berichtet.
Wachstumspläne und politische Rahmenbedingungen
Rheinmetall hat im Jahr 2024 einen Umsatz von etwa 9,7 Milliarden Euro erwirtschaftet, was einen Anstieg von 36 Prozent im Vergleich zum Vorjahr bedeutet. Der Auftragsbestand des Unternehmens erreichte mit 55 Milliarden Euro einen Rekordwert. Um die bevorstehenden Herausforderungen zu meistern, plant Rheinmetall, innerhalb von zwei Jahren etwa 8000 neue Stellen zu schaffen. Zudem prüft das Unternehmen eine Umstellung bestehender Produktionsstätten in Neuss und Berlin für militärische Zwecke, wobei der Fokus möglicherweise von zivilen auf militärische Produktionen verschoben wird.
Die Umsetzung dieser Pläne hängt stark von politischen Entscheidungen und langfristigen Aufträgen der Bundesregierung ab. Papperger macht deutlich, dass eine Übernahme erhebliche Investitionen erfordert und dass eine ausreichende Anzahl an Militärfahrzeugen bestellt werden muss, um die Übernahme wirtschaftlich sinnvoll zu gestalten.
In der politischen Diskussion wird unter anderem von Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann angeregt, dass die deutsche Autoindustrie in die Rüstungsproduktion einsteigen sollte. Auch Cem Özdemir, ein Parteifreund Kretschmanns, sieht Chancen in der Verteidigungswirtschaft. VW hat bereits Erfahrung in der Rüstungsproduktion, da der Konzern zwischen 1978 und 1988 den Geländewagen „Iltis“ für die Bundeswehr und die belgische Armee herstellte, wie bild.de berichtet.
Die Diskussion über die Umstellung von zivilen auf militärische Kapazitäten wird begleitet von der Erkenntnis, dass andere Autobauer ebenfalls Interesse an der Rüstungsproduktion zeigen könnten, um Überkapazitäten aufgrund der gesunkenen Nachfrage im Kernsegment abzubauen. Der Umbau könnte jedoch kostspielig werden, weshalb Rheinmetall vom Bund langfristige Aufträge über einen Zeitraum von etwa zehn Jahren fordert.