
In Deutschland ist die Zahl der Menschen, die in Armut leben, seit 2010 gestiegen. Dies wurde im Rahmen des WSI-Verteilungsberichts diskutiert, der die aktuelle Situation der Einkommensarmut beleuchtet. Olaf Scholz sprach kürzlich in einem TV-Duell über die Notwendigkeit, den Mindestlohn zu erhöhen, was insbesondere für Bremen von Bedeutung ist. Der derzeitige Mindestlohn beträgt 12,82 Euro, und Experten halten eine Erhöhung auf etwa 15 Euro für notwendig, um mehr Menschen aus der Armut zu helfen.
Am 13. Februar wird Thomas Schwarzer im Bocadillo in Osterholz-Scharmbeck über den Verteilungsbericht sprechen, der unter anderem aufzeigt, dass im Jahr 2021 über 40% der Armen und mehr als 20% der Beschäftigten mit prekären Einkommen keine Rücklagen für finanzielle Notlagen hatten. Diese finanzielle Unsicherheit fördert kurzfristige Durchhaltestrategien und hemmt langfristige Planungen.
Gesellschaftliche und politische Auswirkungen
Die Untersuchung des WSI hebt hervor, dass Beschäftigte ohne Mitbestimmung sich oft als Menschen zweiter Klasse erleben, was zu einem geringen Wahlengagement führt. Politische Ränder gewinnen zunehmend Zulauf von Wählern, die Angst vor einem sozialen Abstieg haben. Des Weiteren wird die Erosion der Demokratie durch autoritäre Nationalisten und deren Hetze gegen Europa und Migration gefördert. Es wird festgestellt, dass ein Teil der Menschen mit wenig Geld kein Wahlrecht hat, während andere sich von den Parteien nicht vertreten fühlen.
Die Dringlichkeit, private Vermögen für Zukunftsinvestitionen zu mobilisieren und eine gerechte Vermögenssteuer sowie eine Reform der Schuldenbremse einzuführen, wird ebenfalls thematisiert. Obwohl das Bürgergeld das Existenzminimum sichert, konnten die letzten Erhöhungen nur die Inflation ausgleichen. Tatsächlich haben steigende Löhne dazu geführt, dass einkommensschwache Menschen weiterhin abgehängt wurden.
Zusätzlich wird betont, dass die Vernachlässigung der Bedürfnisse der armen Bevölkerung das Vertrauen in demokratische Institutionen untergräbt. Einkommensarmut führt nicht nur zu geringerer gesellschaftlicher Teilhabe, sondern auch zu einem höheren Morbiditätsrisiko und einer niedrigeren Lebenszufriedenheit in betroffenen Gruppen. All diese Aspekte machen deutlich, dass eine wirkungsvolle Bekämpfung der Einkommensarmut dringend erforderlich ist, um Chancengleichheit und die volle gesellschaftliche Teilhabe zu fördern, wie bereits in den WSI-Mitteilungen hervorgehoben wurde.