
Die Lage an der Lyman-Front in der Ukraine hat sich dramatisch verschärft. Russische Streitkräfte haben ihre Offensive verstärkt und die ukrainischen Verteidiger sehen sich nun mit einer Vielzahl neuer Herausforderungen konfrontiert. General Christopher G. Cavoli, der Oberbefehlshaber des NATO-Kommandos, erklärte, dass die russische Armee heute schlagkräftiger ist als zu Beginn des Ukraine-Kriegs.
Aktuellen Berichten zufolge stehen mehr als 600.000 russische Soldaten an der Front, was fast doppelt so viele wie zuvor bedeutet. Die russische Rüstungsindustrie hat zudem schnell verloren gegangene Panzer, Fahrzeuge und Artillerie ersetzt. Am 7. April 2025 führten russische Truppen 21 Angriffe an der Lyman-Front durch, die auf Siedlungen wie Nadija, Jampoliwka, Torske und Nowoplatoniwka abzielten.
Verstärkung und Herausforderungen
Anastasiia Blyshchyk, Sprecherin der 66. Separaten Mechanisierten Brigade, berichtete von einer gravierenden Verschlechterung der Lage. Russische Truppen setzen große Mengen an Infanterie und Drohnen mit Glasfasersteuerung ein, während die Ukraine zunehmend unter Personalmangel leidet. Trotz aller Anstrengungen gelang es einer ukrainischen Brigade, den russischen Angreifern schwere Verluste zuzufügen, die dem Äquivalent von zwei Bataillonen entsprechen.
Russland hatte bereits im Dezember 2024 bekannt gegeben, seine Armee auf 1,5 Millionen aktive Soldaten vergrößern zu wollen und zieht nun rund 30.000 neue Rekruten monatlich ein. Schätzungen zufolge verlor Russland im vergangenen Jahr etwa 3.000 Panzer, 9.000 gepanzerte Fahrzeuge, 13.000 Artilleriesysteme und mehr als 400 Luftabwehrsysteme. Cavoli warnte, dass Russland diese Verluste schnell kompensiert und Waffensysteme in hoher Geschwindigkeit ersetzt.
In der betroffenen Stadt Lyman, die im Osten der Ukraine liegt, spiegelt sich die verheerende Lage in den Gesichtern der Bewohner wider. Lyman war zunächst von Russland besetzt worden, wurde aber später befreit und ist nun erneut an der Frontlinie im Donbas. Während einige Anwohner wie Oleksandr Rogovitz, 74 Jahre alt, ihren Blick auf den Krieg geändert haben und Frieden mit Russland fordern, herrscht dennoch eine spürbare Verzweiflung über die vielen Verluste und die Unsicherheit der Zukunft.
Der Bürgermeister von Lyman, Oleksandr Zhuravlov, hat sein Büro an einen sicheren Ort verlegt, um Raketenangriffe zu entgehen. Er äußert seine Besorgnis über mögliche Einschnitte bei der militärischen Unterstützung der USA. Während explosionsartige Geräusche in der Ferne zu hören sind, plant die Stadtverwaltung mögliche Evakuierungen und steht vor der Herausforderung, unvermintes Ackerland zu bewirtschaften.