Gefangene Väter und Mütter: Wie Kinder unter der Inhaftierung leiden
In Deutschland sind rund 100.000 Kinder von der Inhaftierung eines Elternteils betroffen. Dies geht aus aktuellen Berichten hervor, die die Herausforderungen und Auswirkungen der Inhaftierung auf die betroffenen Familien thematisieren. Der Kontakt zwischen Gefangenen und ihren Kindern ist oft eingeschränkt, wobei die regelmäßigen Besuchszeiten stark variieren. In einigen Gefängnissen sind wöchentliche Besuche möglich, während andere nur eine Stunde pro Monat anbieten, was die Bindung zwischen Eltern und Kindern erheblich belastet, wie TV Movie berichtet.
Ein Beispiel ist Sascha K., der in der JVA Meppen wegen Urkundenfälschung und Fahrens ohne Führerschein inhaftiert ist. Er versucht, am Familientag in der JVA teilzunehmen, um seine Frau und zwei Söhne zu sehen. Ein weiterer Fall ist Nico S., der im Gefängnis seine elf Monate alte Tochter kaum sieht und unter dem vermissten Kontakt leidet. Auch Ramona M., die in der JVA für Frauen in Vechta wegen Betrugs einsitzt und zum Zeitpunkt ihrer Festnahme schwanger war, hat ihr Kind im Gefängnis zur Welt gebracht. Sie beschreibt die Herausforderungen, die mit dieser Situation verbunden sind, zeigt jedoch auch Dankbarkeit für die Möglichkeit, mit ihrem Kind zusammen zu sein.
Die Auswirkungen von Inhaftierungen auf Kinder
Die Auswirkungen auf die Kinder sind erheblich. Schätzungen zufolge zeigen zwei Drittel dieser Kinder eine schlechtere seelische Verfassung im Vergleich zu ihren Altersgenossen. Der Europarat hat bereits 2018 eine Reform des Haftsystems gefordert, die sensibler auf die familiären Bedürfnisse eingeht. Kinder empfinden große Angst und Scham, wenn ein Elternteil inhaftiert wird, was zu finanziellen Schwierigkeiten und sozialer Isolation der Familien führen kann. Studien belegen, dass Kinder von Inhaftierten oft mehr psychische und körperliche Probleme aufweisen. Die COPING-Studie von 2012 hat gezeigt, dass Kinder von Inhaftierten unter erheblichem Leidensdruck stehen und regelmäßiger Kontakt zu ihren inhaftierten Eltern essenziell ist, um ihr Wohlbefinden zu fördern.
Die UN-Kinderrechtskonvention betont die Rechte von Kindern, auch in Bezug auf inhaftierte Eltern, und fordert, dass regelmäßiger Kontakt gewährt werden sollte, sofern es dem Kindeswohl nicht widerspricht. In Deutschland haben die Justizministerien im Jahr 2019 eine bundesweite Umsetzung der Europaratsempfehlungen beschlossen. Bis 2023 haben bereits sechs Bundesländer mit dieser Umsetzung begonnen. In Nordrhein-Westfalen wird ein Modellprojekt zur Unterstützung von inhaftierten Eltern und ihren Kindern durchgeführt, während die JVA Bielefeld-Brackwede Väter-Kind-Gruppen und Familientreffen seit 2007 eingerichtet hat. Darüber hinaus haben alle Bundesländer seit 2019 den Auftrag, einen familiensensiblen Strafvollzug umzusetzen.
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Ort | Vechta, Deutschland |
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