
Christian Wulff, der ehemalige Bundespräsident Deutschlands, wird am Mittwoch, den 19. März, von 10 bis 11.30 Uhr, zu einem öffentlichen Gespräch im Domherrenhaus in Verden erwartet. Die Veranstaltung zielt darauf ab, einen Beitrag zu einer konstruktiven demokratischen Auseinandersetzung zu leisten. Organisiert wird das Gespräch von Museumspädagogin Julia Nehus und Museumsleiterin Frauke Müller, die den Zustand der Demokratie thematisieren möchten.
Die Einladung richtet sich insbesondere an junge Wähler und Schüler aus weiterführenden Schulen in Verden und Achim. Schüler haben die Möglichkeit, Fragen an Wulff zu stellen, wobei parteipolitische Themen und Wulffs persönliche Geschichte nicht im Mittelpunkt stehen sollen. Bereits eingegangene Fragen befassen sich unter anderem mit den Veränderungen der Demokratie seit Wulffs Amtszeit. Das Domherrenhaus möchte sich als Ort der Begegnung und des öffentlichen Diskurses etablieren. Über die Hälfte der insgesamt 75 Plätze sind bereits durch Schüler reserviert, die restlichen Plätze stehen für Interessierte offen. Eine Anmeldung ist erforderlich, die entweder per E-Mail oder telefonisch erfolgen kann. Der Eintritt zur Veranstaltung ist frei.
Wulff spricht über Demokratiedruck
Wulff äußerte Besorgnis über den Rückgang der Demokratie seit 2012 und verwies auf Daten des „Varieties of Democracy“-Projekts, wonach etwa 13% der Weltbevölkerung in einer liberalen Demokratie leben. Er stellte die Widerstandsfähigkeit stabiler Demokratien wie der Schweiz und Japan heraus, warnte jedoch vor Radikalismus, Terrorismus und wachsendem Hass, insbesondere Antisemitismus und Islamophobie. Seine Analyse umfasste auch die Erosion der Demokratie und die Anziehungskraft autoritärer Regime in Krisenzeiten.
Die Veranstaltung endete mit einer von SRF-Journalistin Katja Stauber moderierten Diskussion. Wulff stellte die Notwendigkeit in den Vordergrund, feste Standpunkte zu vertreten und Respekt vor anderen Meinungen zu zeigen, um die Stärkung der Demokratien aufrechtzuerhalten. Wulff, der von 2010 bis 2012 Bundespräsident war und zuvor Ministerpräsident von Niedersachsen war, lebt heute in Burgwedel bei Hannover und arbeitet in seiner Anwaltskanzlei in Hamburg sowie in Berlin, wo er sich weiterhin für Integration und interreligiösen Dialog engagiert.