
In Rom haben in den letzten Jahren mehr als 45 Filmtheater geschlossen. Diese Schließungen sind eine Folge eines anhaltenden Trends, der durch die Beliebtheit von Internet- und Streamingdiensten sowie durch die Corona-Pandemie und die Vielzahl an verfügbaren Filmen verstärkt wurde. Oft werden die geschlossenen Kinos in Supermärkte, Einkaufszentren oder Luxushotels umgewandelt. Der berühmte Filmstandort Cinecittà, bekannt für Klassiker wie „La Dolce Vita“ und „Ben Hur“, produzierte zuletzt zunehmend weniger hochwertige Filme.
Eine Gruppe prominenter Hollywood-Regisseure, darunter Francis Ford Coppola und Martin Scorsese, hat einen Appell zur Rettung der römischen Kinos an die italienische Politik gerichtet. Dieser Brief wurde von über 5000 Kinoleuten, einschließlich Größen wie Steven Spielberg und George Lucas, unterzeichnet. Darin wird die Umwandlung von Kinos in Einkaufsstätten als „schwerer Frevel“ für die kulturelle Geschichte Roms kritisiert. Zudem wurde ein neues Gesetz in der Hauptstadtregion Latium verabschiedet, das den Umbau stillgelegter Kinos in Verkaufsstätten erleichtert. Renzo Piano, ein bedeutender Stararchitekt, hat gegen dieses Gesetz protestiert und betont, dass selbst Barbaren Rom nicht umgebaut haben.
Finanzielle Aspekte und neue Kinoideen
Immobilienbesitzer kündigen vermehrt Kinobetreibern und lassen Gebäude leer stehen, um sie später gewinnbringend zu verkaufen. Ein Kino, das beispielsweise eine monatliche Miete von 5000 Euro hat, kann über 15 Jahre hinweg etwa 900.000 Euro einbringen, während ein umgebautes Gebäude mehr als zehn Millionen Euro generieren kann. Trotz dieser negativen Entwicklungen gibt es positive Beispiele für neue Kinoideen, wie das „Troisi“ im Stadtteil Trastevere. Dieses Kino hat einen modernen Saal mit 300 Sesseln, ein Foyer für Veranstaltungen und Coworking Spaces und wird von der Stiftung Piccolo America betrieben. Es erhält Kulturförderung und öffnete 365 Tage im Jahr, wo sowohl aktuelle Filme als auch Klassiker gezeigt werden, darunter der fast ausverkaufte Film „Der Weiße Hai“ von 1975.
Parallel dazu investieren Streaming-Giganten wie Apple und Amazon jährlich eine Milliarde Dollar in Filme, die zuerst im Kino gezeigt werden, wie beispielsweise „Killers of the Flower Moon“ und „Napoleon“. Netflix hingegen bietet seine Prestigeproduktionen, wie „Maestro“, nur mit einem Kinofenster von 14 Tagen an. Die Ankündigung des Netflix-Filmchefs Scott Stuber, zurückzutreten, fiel mit 18 „Oscar“-Nominierungen für das Unternehmen zusammen, darunter sieben für „Maestro“. Dennoch wird erwartet, dass „Maestro“ bei den kommenden Oscars wenig Erfolg haben wird, ein Schicksal, das bereits anderen Netflix-Prestigeproduktionen wie „Roma“ und „The Irishman“ widerfahren ist.