Wittmund

Verdammte Flucht! Die verlorenen Seelen der Baltendeutschen auf Langeoog

Vor 80 Jahren fanden Baltendeutsche auf der ostfriesischen Insel Langeoog Zuflucht. Dieser entscheidende Moment in der Geschichte wird durch zahlreiche Schicksale und Erinnerungen geprägt, die bis heute nachhallen. Laut NWZ Online traf ein Treck von etwa 300 vertriebenen Balten am 13. März 1945 in Esens ein, nachdem sie vor sowjetischen Truppen geflohen waren. Die Geflohenen wurden vom Deutschen Roten Kreuz versorgt und anschließend per Schiff nach Langeoog gebracht.

Die Flucht der Baltendeutschen begann nach dem Polenfeldzug im Herbst 1939, als sowjetische Truppen das Baltikum besetzten und viele Esten, Letten und Litauer nach Sibirien verschleppten. Baltendeutsche erhielten die Möglichkeit, in das von Deutschen kontrollierte Westpreußen und Wartheland umzusiedeln. Etwa 700 Baltendeutsche befanden sich in einer Einrichtung in Schwetz an der Weichsel. Anfang Februar 1945 flohen sie vor der Sowjetarmee, wurden mit Autobussen und Lastwagen zur nächsten Bahnstation gebracht und sollten schließlich nach Danzig gelangen. Es wird berichtet, dass viele Flüchtlinge möglicherweise in Danzig blieben oder den Anschluss an den Treck verloren. Rund 3000 Flüchtlinge wurden per Schiff über die Ostsee nach Swinemünde transportiert.

Von Esens nach Langeoog

Mitte März 1945 wurden die etwa 300 Baltendeutschen über Esens nach Langeoog gebracht. Von den knapp 700 Personen, die von Schwetz nach Langeoog reisten, starben 177 auf dem Weg; das Schicksal weiterer 80 Personen blieb ungeklärt. In den ersten Wochen nach ihrer Ankunft auf Langeoog starben mehr als 60 alte Menschen an Krankheit und Erschöpfung. Eine Zeitzeugin berichtete von 16 Bestattungen bei der ersten und 14 bei der zweiten Beerdigung auf der Insel.

Die Unterbringung der Flüchtlinge auf Langeoog erfolgte zunächst in Kasernen und unbeheizten Notunterkünften. Ein großer Unterkunftskomplex wurde mit dem Haus Um Süd 9 angemietet und 1954 vom Evangelischen Hilfsverein Hannover erworben. 1978 wurde das Langeooger Baltenheim aufgelöst, und die Bewohner zogen nach Barsinghausen um. Auf dem Langeooger Dünenfriedhof wurde eine Erinnerungsstätte für die Baltendeutschen geschaffen. Die Pflege der Anlage wurde von Dr. Jürgen Baron von Schilling übernommen, der der Sohn eines der Verstorbenen war. Der Dünenfriedhof wurde anfangs fast ausschließlich als Friedhof der Balten mit einheitlichen Holzkreuzen genutzt.

Denkmal für die Verstorbenen

Das Denkmal am Dünenfriedhof erinnert an die Baltendeutschen, die im Baltischen Altenheim Langeoog von 1945 bis 1978 verstorben sind. Die genaue Zahl der Verstorbenen ist unklar, es wird von 368 oder 326 laut Gedenktafel der Deutsch-Baltischen Landsmannschaft ausgegangen. Das Denkmal gedenkt ebenfalls 19 deutschen Soldaten, die 1945 ertrunken am Inselufer gefunden wurden, sowie weiteren Verstorbenen, die auf dem Friedhof liegen. Die Pflege des Denkmals obliegt derzeit Professor Herbert Prenzlau, der nach dem Tod von Dr. med. Jürgen Baron von Schilling im Jahr 2008 diese Aufgabe übernommen hat.

Für die Instandhaltung des Denkmals leistet der Verein zur Förderung Baltischer Baudenkmäler jährliche Zahlungen von 300 Euro an die Friedhofsverwaltung. Es wird darum gebeten, die Jahresspende auf 600 Euro zu erhöhen, um die Pflege zu verbessern. Besucher der Gedenkstätte werden auch ermutigt, das Grab des „Inselbarons“ und das Denkmal für russische Kriegsgefangene zu besuchen, wie auf der Webseite von Baltische Baudenkmäler beschrieben.

Ort des Geschehens

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Langeoog, Deutschland
Beste Referenz
nwzonline.de
Weitere Infos
baltische-baudenkmaeler.de