Bundesregierung plant Ende der Bonpflicht: Bürokratieabbau oder Steuertrick?

Die Bundesregierung plant die Abschaffung der Bonpflicht in Deutschland, kritisiert von der Steuer-Gewerkschaft und begrüßt von Einzelhändlern.
Die Bundesregierung plant die Abschaffung der Bonpflicht in Deutschland, kritisiert von der Steuer-Gewerkschaft und begrüßt von Einzelhändlern. (Symbolbild/MND)

Bundesregierung plant Ende der Bonpflicht: Bürokratieabbau oder Steuertrick?

Bremerhaven, Deutschland - Die Bundesregierung hat große Pläne: Die Abschaffung der Bonpflicht in Deutschland steht auf der Agenda der neuen schwarz-roten Koalition unter Kanzler Friedrich Merz. Diese Regelung wurde ursprünglich 2020 eingeführt, um Steuerbetrug im Einzelhandel zu reduzieren und die Schwarzumsätze transparenter zu machen. Wer mit einem elektronischen Kassensystem arbeitet, war verpflichtet, jedem Kunden bei jedem Kauf einen Kassenbon auszuhändigen, was eine Menge Papiermüll und Bürokratie produzierte. Wie nord24 berichtet, sehen viele Einzelhändler die Schlichtung der Bonpflicht als dringend notwendig an und empfinden sie als Belastung.

Doch nicht jeder ist begeistert von der geplanten Abschaffung. Die Deutsche Steuer-Gewerkschaft (DSTG) äußert scharfe Kritik und betrachtet die Bonpflicht als wesentliche Kontrollmaßnahme. DSTG-Chef Florian Köbler warnt, dass das Ende dieser Regelung ein negatives Signal in einer Zeit senden könnte, in der die öffentlichen Kassen ohnehin strapaziert sind. Der Steuerbetrug an den Kassen wird laut Bundesrechnungshof auf jährlich bis zu zehn Milliarden Euro geschätzt – ein leidiges Thema, das nicht einfach ad acta gelegt werden sollte, wie Köbler betont.

Einheitliche Stimmen im Handel

Die Diskussion um die Bonpflicht polarisiert auch im Handel. Der Handelsverband HDE sieht die Abschaffung als positives Zeichen und argumentiert, es sei schlichtweg sinnlos, Belege auszustellen, die am Ende nur im Müll landen. Dies gilt vor allem für große Einzelhandelsgruppen, die durch die Bonpflicht hohe Kosten in Millionenhöhe zu tragen hatten. Kritiker der Regelung betonen, dass die geringe Kontrolldichte der Finanzbehörden zur Überprüfung der Umsatzverbuchungen ein reales Problem darstellt.

Ein Vorschlag lautet, stattdessen die Kontrollen durch die Finanzämter zu erhöhen, was die DSTG als erfolgversprechendere Maßnahme ins Spiel bringt. Der Handelsverband fordert zudem Initiativen, die in der Praxis einen spürbaren Mehrwert bringen, anstatt mit bürokratischen Hürden die kleinen Händler zu belasten. Ab 2027 soll es außerdem für Geschäfte mit einem Jahresumsatz von über 100.000 Euro verpflichtend sein, elektronische Registrierkassen zu nutzen – eine weitere Maßnahme, die noch für viele Diskussionen sorgen könnte, wie das RND berichtet.

Kritik und Sorgen um Steuerbetrug

Die Einführung der Bonpflicht wurde mit großen Hoffnungen verbunden, doch die Realität zeigt, dass viele Belege ungenutzt im Müll landen. Diese unvermeidliche Praxis hinterfragt der Handelsverband. Abgesehen von der wachsenden Menge an Müll dürften auch die hohen Kosten in der Bilanz einen nicht unerheblichen Eindruck hinterlassen haben. Kritiker argumentieren, dass es längst an der Zeit sei, der Realität Rechnung zu tragen und eine praktikable Lösung zur Bekämpfung von Steuerbetrug zu finden.

Schließlich bleibt abzuwarten, wie die Koalition um Friedrich Merz ihre Pläne zur Bürokratieabbau umsetzen wird. Es wird spannend zu beobachten sein, ob die angestrebte Abschaffung der Bonpflicht tatsächlich zu einer messbaren Reduzierung der Bürokratie führt oder ob hierbei wichtige Kontrollmechanismen verloren gehen, wie es viele Kritiker der Maßnahme befürchten. Während sich die Fronten verhärten, ist klar: Es liegt was in der Luft, und die Diskussion um die Bonpflicht nimmt Fahrt auf, wie auch ZDF heute berichtet.

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OrtBremerhaven, Deutschland
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