103 Jahre voller Weisheit: Erika Ziefle verrät ihr Lebensgeheimnis

103 Jahre voller Weisheit: Erika Ziefle verrät ihr Lebensgeheimnis

Anklam, Deutschland - Die Lebensgeschichte von Erika Ziefle aus Rathebur ist nicht nur bemerkenswert, weil sie kürzlich ihren 103. Geburtstag gefeiert hat. Sie ist auch ein lebendes Zeugenstück der Veränderungen, die Deutschland seit den Anfangsjahren der Weimarer Republik durchlebt hat. Bürgermeister Martin Weitmann gratulierte der ältesten Einwohnerin von Ducherow mit bunten Blumen und wünschte ihr für die kommenden Jahre alles Gute. Erika verrät ihr Rezept für ein glückliches Alter: ein solider Lebensstil, Gesundheit, kein Alkohol und Treue. Ihre Einsichten könnten nicht nur für ältere Generationen, sondern auch für die Jüngeren von Bedeutung sein.

Im Jahr 1922, in dem Erika geboren wurde, stand Deutschland noch am Anfang einer dramatischen Umwandlung. Die Weimarer Republik war gerade gegründet worden, und die Menschen versuchten, mit den Nachwirkungen des Ersten Weltkriegs umzugehen. Der Verlust von rund zehn Millionen Menschenleben durch den Krieg hinterließ Spuren in der Gesellschaft, die sich in Hunger, Chaos und politischen Unruhen äußerten. In dieser Zeit der Unsicherheit erblickte auch das erste Gummibärchen, damals noch „Tanzbären“ genannt, das Licht der Welt – erfunden von Hans Riegel von Haribo, was den süßen Leckerbissen zur Beliebtheit verhalf. Die Demokratisierung der Süßigkeiten war ein Teil des gesellschaftlichen Wandels, der die Erschwinglichkeit von Genussmitteln für die breite Bevölkerung steigerte und somit einen kleinen, aber feinen Teil zum neuen Lebensgefühl beitrug.

Die Weimarer Republik und ihr Erbe

Die Weimarer Republik, die zwischen 1919 und 1933 existierte, war eine Zeit des Wandels und der Aufbruchstimmung. Mit der Einführung des allgemeinen Wahlrechts und der rechtlichen Gleichheit der Bürger bemühte sich die junge Demokratie um eine moderne Gesellschaft. Dennoch war das Land stark gespalten, was sich unter anderem in der rasanten Anzahl der Reichskanzler von 13 in 14 Jahren widerspiegelte. Die Enttäuschungen und Stolpersteine, die die Weimarer Republik begleiteten, waren nicht zu übersehen, insbesondere die hohe Arbeitslosigkeit und die drückenden Reparationsforderungen des Versailler Vertrags.

Die ersten Wahlen in dieser neuen Demokratie förderten große Hoffnungen, doch die Realität war oft anders. Die „Goldenen Zwanziger“ waren geprägt von Aufschwung, aber auch von dramatischen wirtschaftlichen Rückschlägen. Erika Ziefles Leben verlief in diesem Kontext in bescheidenen, aber stabilen Bahnen. Sie ist stolz darauf, in ihren eigenen vier Wänden zu leben, unterstützt von ihrer Tochter Anita Rost und dem sozialen Dienst der Johanniter.

Süßigkeiten als Teil der kulturellen Entwicklung

Mit dem Aufkommen der Gummibärchen und anderen Süßwaren begann sich auch eine Diskussion über die Rolle des Konsumverhaltens in der Gesellschaft zu entfalten. Unter dem wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Druck begannen viele Menschen, sich nach kleinen Freuden umzusehen – und Süßigkeiten wie die Gummibärchen wurden für viele erschwinglich. Doris Richter, Geschäftsführerin eines Gummibärchenladens, beschreibt diesen nostalgischen Wert, den die kleinen Fruchtgummis bis heute haben. Der Konsum von Fruchtgummi hat sich mittlerweile auf etwa 200.000 Tonnen pro Jahr in Deutschland gemausert, ein beeindruckendes Zeichen für die Beliebtheit dieser kleinen Leckereien.

Für ihre 104. Geburtstagsfeier plant Erika ein gemeinsames Eisessen mit dem Bürgermeister. Diese Tradition der Gemeinschaft und Zusammenkunft ist ein weiterer Beitrag zu ihrem Geheimrezept für ein erfülltes Leben, das sie über mehr als ein Jahrhundert hinweg entwickelt hat. So bleibt der anhaltende Spaß an kleinen Dingen, verbunden mit einem soliden Lebensstil, das, was sie bis heute jung hält.

Das Leben von Erika Ziefle zeigt uns, dass trotz der zahlreichen Herausforderungen, die Deutschland über die Jahrzehnte hinweg durchlebt hat – sowohl in der Gesellschaft als auch im privaten Leben – das Streben nach Einfachheit, Gesundheit und Verbundenheit weiterhin im Mittelpunkt stehen sollte. Ihre Geschichte ist eine ermutigende Botschaft, die uns lehrt, die kleinen Freuden des Lebens zu schätzen.