Rechtsextremismus an Schulen: Greifswalder Schüler exmatrikuliert!

Rechtsextremismus an Schulen: Greifswalder Schüler exmatrikuliert!
Greifswald, Deutschland - Ein besorgniserregender Vorfall hat in Greifswald in den letzten Tagen für Aufsehen gesorgt. Zwei Schüler der örtlichen Schule wurden nach einem rechtsextremen Vorfall während einer Studienfahrt nach Auschwitz von der Schule verwiesen. Diese Entscheidung wurde vom Ostsee-Zeitung bestätigt, die zudem über eine Videoaufnahme berichtete, die einen Jugendlichen im Gedenkbereich mit einer rechtsextremen White-Power-Geste zeigt. Felix Wizowsky, Vorsitzender des Landesschülerrates von Mecklenburg-Vorpommern, bezeichnete den Vorfall als „Spitze des Eisbergs“ und betonte, dass rechtsextreme Äußerungen und Vorfälle an Schulen zunehmend an der Tagesordnung seien.
Tagesaktuell werden pädagogische Einrichtungen von einer Welle rechtsextremer Äußerungen betroffen, und die Dunkelziffer solcher Vorfälle ist hoch. Die Schülervertretungen der ostdeutschen Bundesländer beklagen eine sinkende Hemmschwelle und fordern von der Politik ein konsequentes Gegensteuern. Tagesschau berichtet über erschreckende Vorfälle wie zum Beispiel Hakenkreuze in Klassenzimmern und rechtsextremes Gedankengut, das im Unterricht vermittelt wird.
Zur Untätigkeit der Schulen
Ein großes Problem ist die fehlende Reaktion von Schulen auf rechtsextreme Vorfälle. Oft aus Angst vor einem schlechten Ruf oder Verletzung der politischen Neutralität werden derartige Vorfälle nicht gemeldet. Felix Wizowsky äußerte, dass Schüler mit Kleidung, die ein halbes Hakenkreuz zeigt, über den Schulhof laufen und sich selber als Nazis bezeichnen. Eltern blockieren häufig Maßnahmen gegen diese Entwicklungen. Im aktuellen Zusammenhang haben die Eltern der verwiesenen Neuntklässler bereits ein Eilverfahren beim Verwaltungsgericht in Greifswald eingereicht, um die Schulverweise anzufechten.
Ein nichtöffentlicher Erörterungstermin steht bevor, wobei aufgrund des Alters der Beteiligten keine weiteren Auskünfte erteilt werden.
Die Lage an Schulen erfordert dringend Maßnahmen. Die Bildungsministerien der jeweiligen Bundesländer verweisen zwar auf bestehende Strategien zur Bekämpfung des Rechtsextremismus, doch die Realität spricht eine andere Sprache. Insbesondere in Sachsen stieg die Anzahl rechtsextremer Vorfälle von 73 im Jahr 2019 auf 149 im Jahr 2023, was die Dringlichkeit einer Reform verdeutlicht. Verschiedene Landesschülerräte sprechen sich daher für eine Stärkung der Fächer Politik und Sozialkunde sowie für Fortbildungen für Lehrkräfte im Umgang mit rechtsextremem Gedankengut aus.
Die Rolle der Lehrkräfte
Befragungen haben gezeigt, dass viele Lehrkräfte verunsichert sind und oft nicht eingreifen, wenn sie rechtsradikale Äußerungen oder Aktionen wahrnehmen. Beispiele von Lehrern, die nach öffentlicher Thematisierung von rechtsextremen Vorfällen angefeindet wurden, sind keine Seltenheit. Bildungsforscherin Nina Kolleck fordert daher eine systematische Aus- und Fortbildung der Lehrkräfte, um diese in der präventiven Arbeit zu stärken. Immerhin, die Universität Potsdam bietet Seminare an, die jedoch nicht verpflichtend sind. In anderen Bundesländern wie Sachsen sind solche Fortbildungen mittlerweile Pflicht für angehende Lehrkräfte.
Die Notwendigkeit von mehr Bildungsangeboten zu diesem Thema wird nicht nur von Lehrkräften selbst gesehen, sondern auch in Publikationen wie denen der Bundeszentrale für politische Bildung, die Materialien und Handreichungen zur Verfügung stellen. Diese zielen darauf ab, Jugendliche im Umgang mit Rechtsextremismus und Rassismus zu sensibilisieren.
Die Situation zeigt klar: Es liegt noch ein langer Weg vor den Schulen in Mecklenburg-Vorpommern und darüber hinaus, um gegen den rechtsextremen Hass anzugehen. Eine intensivere Auseinandersetzung mit dem Thema, sowohl bei den Lehrkräften als auch bei den Schülern, ist dringend geboten, damit so etwas wie der Vorfall in Greifswald nicht zur Normalität wird.
Details | |
---|---|
Ort | Greifswald, Deutschland |
Quellen |