Lesung über das Stasi-Opfer Matthias Domaschk in Neustrelitz!
Am 28. Oktober 2025 findet eine Lesung über den DDR-Jugendlichen Matthias Domaschk im Kulturquartier Neustrelitz statt.

Lesung über das Stasi-Opfer Matthias Domaschk in Neustrelitz!
Am Dienstag, dem 28. Oktober, um 19 Uhr ist es soweit: Der Saal des Kulturquartiers Mecklenburg-Strelitz wird zum Schauplatz einer besonderen Lesung. Der Verein „Erinnerungsort Stasi-Haftanstalt Töpferstraße Neustrelitz e.V.“ und das Kulturquartier Mecklenburg-Strelitz haben sich zusammengetan, um den Repressalien der DDR-Volkskammer ein Stück mehr Licht zu zeigen. Peter Wensierski wird aus seinem Buch „Jena Paradies“ lesen, das die tragischen Lebensumstände des DDR-Jugendlichen Matthias Domaschk thematisiert, der viel zu früh aus dem Leben scheiden musste.
Matthias Domaschk wurde am 12. Juni 1957 in Görlitz geboren und war ein mutiger Vertreter der Bürgerrechtsbewegung in der DDR. Sein Schicksal steht im Schatten der Repressionen, die die Staatssicherheit, auch Stasi genannt, über unzählige Menschen brachte. Am 10. April 1981 stieg Domaschk, der gerade einmal 23 Jahre alt war, in einen Schnellzug nach Berlin, um die Geburtstagsfeier eines Freundes zu besuchen. Doch der Zug wurde in Jüterbog gestoppt, und Matthias sowie drei weitere Jenaer wurden festgenommen. Zwei Tage nach seiner Verhaftung starb er unter ungeklärten Umständen in der Stasi-Untersuchungshaftanstalt Gera, was offiziell als Suizid deklariert wurde, von Angehörigen und Freunden jedoch stark angezweifelt wird.
Ein bewegtes Leben und tragisches Ende
Domaschk wuchs in einer Familie auf, die ihn dort prägte, wo es das DDR-Regime zuließ. Sein Vater war befördert worden, und die Familie zog 1970 nach Neulobeda bei Jena. Matthias war ein aktiver und engagierter junger Mann, der in der evangelischen Jungen Gemeinde und später in sozialen Initiativen wirkte. Ab 1975 setzte er sich vehement gegen die Ungerechtigkeiten des Systems ein, was ihn schließlich ins Visier der Staatssicherheit brachte.
Sein Widerstand äußerte sich in verschiedenen Formen: Er organisierte Hilfsaktionen für verhaftete Oppositionelle und protestierte gegen die Ausbürgerung bedeutender Künstler – ein Schritt, der fatale Folgen für ihn haben sollte. Diese Repressionen und der stetige Druck des MfS führten letztlich zum Aus des jungen Lebens, dessen Konturen wir am Dienstag Abend etwas besser ergründen können.
Die Rolle der Stasi und deren Auswirkungen
Das Ministerium für Staatssicherheit, gegründet vor 75 Jahren, war der mächtige Überwachungsapparat der DDR, der die Kontrolle der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) aufrechterhielt. Ehemals politisch Verfolgte und deren Angehörige kämpfen bis heute gegen die Konsequenzen dieser Repressionen. Sie sind oft mit einem Gefühl der Ungerechtigkeit konfrontiert, da viele von ihnen keine Entschädigung erfahren durften. Das MfS verfolgte eine gnadenlose Strategie, die von psychologischer Zersetzung bis hin zur direkten körperlichen und seelischen Gewalt reichte. Betroffene berichten von gravierenden Auswirkungen bis in die heutige Zeit, darunter psychische Erkrankungen und wirtschaftliche Benachteiligungen.
Gerade in Anbetracht der jüngsten Entwicklungen, wie der Erhöhung der SED-Opferrente und der geplanten Vereinfachung der Anerkennungsverfahren für Opfer, ist das Gedenken an Matthias Domaschk ein deutliches Zeichen dafür, dass die Erinnerungen an diese dunklen Zeiten nicht in Vergessenheit geraten dürfen. Immerhin hat seine Geschichte auch zu einem Anstieg der Ausreiseanträge und Protesten in Jena geführt.
Der Abend der Lesung verspricht, nicht nur mehr über die Lebensgeschichte von Matthias Domaschk zu erfahren, sondern auch über die Mechanismen eines Regimes, das über das Leben von Millionen Menschen bestimmten. Ein abendlicher Besuch, der sich wirklich lohnt!