Lauter Nachbar: Polizei-Angreifer in Neubrandenburg freigesprochen!

Lauter Nachbar: Polizei-Angreifer in Neubrandenburg freigesprochen!
Pasewalk, Deutschland - Ein besonderes Vorfall in Neubrandenburg sorgt für aufgeregte Diskussionen. Im Rahmen eines Lärmeinsatzes kam es zu einer gewaltsamen Auseinandersetzung, die nun einige Fragen aufwirft. Am 10. Oktober 2023 wurden Polizeibeamte in ein Mehrfamilienhaus gerufen, nachdem Anwohner über laute Musik geklagt hatten. Der 58-jährige Angeklagte, der sich laut Mitbewohnern wiederholt durch seinen Lärm bemerkbar machte, befand sich in einer psychisch angespannten Lage während des Vorfalls und wurde kürzlich vom Amtsgericht Neubrandenburg freigesprochen. Nordkurier berichtet, dass diese Entscheidung auf der Annahme beruht, dass seine Einsichts- und Steuerungsfähigkeit zur Tatzeit möglicherweise aufgehoben war.
Bei Eintreffen der Polizei begegnete der Angeklagte den Beamten äußerst aggressiv und beleidigte sie mit Ausdrücken wie „Faschisten“ und „Idioten“. Im Verlauf der Auseinandersetzung kam es zu handgreiflichen Übergriffen auf einen 29-jährigen Polizisten, der durch einen Faustschlag einen schiefen Schneidezahn erlitt. Der Angeklagte konnte sich an diesen körperlichen Übergriff allerdings nicht erinnern und wurde letztendlich von drei Beamten überwältigt und in eine psychiatrische Klinik gebracht, wo eine Schizophrenie diagnostiziert wurde.
Die Herausforderung im Umgang mit psychisch kranken Menschen
Die Vorfälle in Neubrandenburg werfen ein Licht auf das größere Problem des Umgangs mit psychisch kranken Menschen in Krisensituationen. NDR berichtet, dass es in der Vergangenheit immer wieder schwere Fehler im Polizeihandeln gegeben hat, die in tragischen Todesfällen geendet sind. Der Fall des Mohamed Idrissi, der 2020 in Bremen erschossen wurde, zeigt, dass viele Polizisten eine bessere Ausbildung im Umgang mit psychisch Kranken wünschen. Idrissi, der an paranoider Schizophrenie litt, wurde von der Polizei aufgerufen, nachdem Anwohner sich Sorgen um seine Gefährlichkeit machten. Der Einsatz endete tödlich, als die Polizei Pfefferspray einsetzte und diesem entschiedenen Einsatz folgten fatale Konsequenzen.
Zu den jüngsten Statistiken gehören 37 Menschen, die seit 2019 in Deutschland während psychischer Krisen von der Polizei erschossen wurden, wie Tagesschau berichtet. Alarmierend ist dabei, dass in vielen Fällen die Einsatzkräfte nicht umfassend ausgebildet sind, um in derartigen Ausnahmesituationen angemessen zu handeln.
Fehlende Standards für den Umgang mit psychisch Kranken
Ein Blick auf die Ausbildung zeigt, dass nur drei Bundesländer verpflichtende Fortbildungen für Polizeibeamte im Umgang mit psychischen Erkrankungen haben. Menschen in Krisensituationen wie Oisín, der 2019 in Hamburg erschossen wurde, verdeutlichen die Dringlichkeit eines handlungsfähigen Bewusstseins und spezialisierter Schulungen bei den Beamten. Nach einem Vorfall, bei dem Oisín mit einem Küchenutensil auf die Beamten zuging, endete der Einsatz mit mehreren Schüssen, was zu einer umfassenden Diskussion über Standards und die Notwendigkeit einer besseren Vorbereitung in der Ausbildung führte.
Die Ereignisse sind nicht nur für die betreffenden Polizisten von Bedeutung, sondern auch für die gesamte Gesellschaft. Der Freispruch des Angeklagten in Neubrandenburg spiegelt ein mögliches Missverständnis des Gesetzes und der Herausforderungen wider, die mit psychischen Erkrankungen verbunden sind. Ein Polizist, der bei der Auseinandersetzung verletzt wurde, äußerte seine Enttäuschung über das Urteil und weist auf die Möglichkeit von Schmerzensgeld über Zivilklagen hin, doch letztlich bleibt die Frage: Wie stellt man sicher, dass die Polizei in solchen Lagen das richtige Handwerkszeug hat?
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Ort | Pasewalk, Deutschland |
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