Schwerin versinkt im Müll: Paulskirche unter illegalen Abfällen!

Illegale Müllentsorgung in Schwerin: Anwohner berichten von Problemen, Stadtverwaltung plant Maßnahmen zur Verbesserung.
Illegale Müllentsorgung in Schwerin: Anwohner berichten von Problemen, Stadtverwaltung plant Maßnahmen zur Verbesserung. (Symbolbild/MND)

Schwerin versinkt im Müll: Paulskirche unter illegalen Abfällen!

Schwerin, Deutschland - Im Residenzensemble Schwerin wird es immer schwieriger, einen klaren Blick auf die wunderschöne Paulskirche zu werfen. Stattdessen verschandeln Müllablagerungen das Bild des Welterbes. Immer wieder werden Nebenstraßen und Gehwege von überquellenden Containern und illegal abgelagertem Müll blockiert. Anwohnerin Kathrin Schmidt berichtet, dass man oft auf Autoreifen, Haus- und Sperrmüll stößt, die Besucher und Anwohner im wahrsten Sinne des Wortes im Weg stehen. Unter den vielen Müll-„Touristen“, die oft am Wochenende kommen, sind nicht nur Schweriner zu finden. Häufig stammen die zurückgelassenen Abfälle von Personen mit Kennzeichen aus Ludwigslust-Parchim (LUP) oder Nordwestmecklenburg (NWM). Diese problematische Entwicklung sorgt nicht nur für Unmut, sondern hat auch Auswirkungen auf die Feierlichkeiten der Anwohner.

„Diese Zustände sind nicht mehr tragbar“, betont Pastor Klaus Kuske, der die Müllproblematik beobachtet. Hochzeiten und Kirchgänge, die im Schatten der Paulskirche stattfinden, leiden unter dem schlechten Anblick. Die Stadtverwaltung ist sich der Situation bewusst. Ein Umdenken in der Müllentsorgung, wie etwa die Verlagerung der Wertstoffplätze, wurde aufgrund der dichten Bebauung als nicht umsetzbar verworfen. Zukünftige städtebauliche Planungen könnten jedoch Abhilfe schaffen – die Idee eines unterirdischen Wertstoffsammelplatzes steht im Raum. Anwohnerin Schmidt bleibt skeptisch, ob diese Maßnahme tatsächlich das Müllproblem lösen kann.

Müllhotspots und steigende Kosten

Das Ausmaß der Müllentsorgung ist nicht nur auf das Residenzensemble beschränkt. Auch andere Stadtteile Schwerins, wie das Mueßer Holz und die Neumühle, kämpfen mit ähnlichen Problemen. Henning Foerster, fraktionsloser Stadtvertreter, führte dazu eine Anfrage an den Oberbürgermeister. Angesichts der konstanten Zahl von rund 300 Abrufaufträgen zur Beseitigung von illegalen Müllablagerungen pro Jahr zwischen 2019 und 2023, sehen die Stadtbehörden Handlungsbedarf. Die Entsorgungskosten sind von 19.418 Euro im Jahr 2019 auf beeindruckende 33.057 Euro bis Oktober 2024 gestiegen.

Die Entwicklung solcher Hotspots wirft Fragen auf. So gibt es in Schwerin insgesamt zehn Brennpunkte, die laut Stadt regelmäßig gereinigt werden müssen. Dazu gehören nicht nur die bekannte Lindenstraße, sondern auch weniger beachtete Gegenden, die dennoch leidenschaftlich von Anwohnern verfolgt werden. Die Stadt betont, dass die Sauberkeit an Wertstoffplätzen ein Dauerbrenner bleibt, der viel Engagement erfordert. Ein Verursacher wird meist nur selten ermittelt, da hilfreiche Hinweise einfach fehlen.

Erfolgsmodelle aus anderen Städten

Eine Zusammenarbeit der Stadt mit Polizei und Kommunalem Ordnungsdienst (KOD) wird als positiv gewertet. Dennoch gibt es viele Städte im ganzen Land, die bewusstere Maßnahmen gegen illegale Müllentsorgung ergreifen. Beispielsweise wurde in Offenbach ein System etabliert, das Bürger anregt, illegale Ablagerungen über eine App zu melden. Diese Art der Bürgerbeteiligung hat bereits zu über 16.000 Hinweisen geführt. Zudem setzen einige Kommunen auf technische Lösungen, wie Videoüberwachung am Müll und bei Wertstoffcontainern, was in Städten wie Berlin große Erfolge zeigte, indem Bußgelder verhängt werden konnten.

Das Leipziger Modell der „Umweltdetektive“, das genaue Überprüfungen und die Ermittlung von Verursachern umfasst, wird ebenfalls als positives Beispiel angeführt. In Leipzig wurden 2023 1.125 Kubikmeter Abfall an 1.953 Orten bearbeitet, was 472 erfolgreichen Ermittlungsergebnissen zufolge gelangte. Solche Verfahren können auch in Schwerin zur Sprache kommen, auch wenn die Stadtverwaltung dies kritisch sieht und einen höheren Personalaufwand als nicht gerechtfertigt erachtet.

Zusammenfassend bleibt zu sagen, dass die Stadt Schwerin mit einer ernsthaften Herausforderung kämpft. Es braucht nicht nur ein gutes Händchen für die Planung, sondern vor allem eine Mobilisierung der Bürger, um das Bild der Stadt nachhaltig zu verbessern. Der Müll ist mehr als nur ein Ärgernis; er ist ein Zeichen für die Notwendigkeit eines vereinten Vorgehens für ein sauberes und lebenswertes Schwerin.

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OrtSchwerin, Deutschland
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