Krise der Berufsbetreuer: Wer kümmert sich um unsere Hilfsbedürftigen?
In Niedersachsen kämpfen Berufsbetreuer wie Karola Bergmann mit Personalmangel und reformbedingten Herausforderungen.

Krise der Berufsbetreuer: Wer kümmert sich um unsere Hilfsbedürftigen?
Im Landkreis Celle steht das Betreuungssystem vor einer großen Herausforderung: Berufsbetreuerin Karola Bergmann, die seit 20 Jahren im Dienst ist und aktuell 28 Menschen betreut, möchte in den wohlverdienten Ruhestand gehen. Doch ein Nachfolger ist nicht in Sicht. Dies bringt nicht nur Bergmann in die Bredouille, sondern die gesamte Betreuungssituation im Landkreis stellt sich als äußerst angespannt dar. Wie NDR berichtet, sieht sich Bergmann als letzte Verantwortungsträgerin für ihre Klienten, bis sie entweder verstorben sind oder ihre Nachfolge geregelt werden kann.
Die Sozialdezernentin Wiebke Wietschel betont die dringliche Notwendigkeit, dass neue Berufsbetreuer gefunden werden müssen. Aktuell gibt es im Landkreis Celle lediglich 42 Berufsbetreuer für etwa 1.700 Betreute, was einen Schnitt von 40 Klienten pro Betreuer bedeutet. Ein hohes Pensum, das viele in der Branche bereits an ihre Grenzen bringt.
Perspektiven für neue Berufsbetreuer
Der Mangel an qualifizierten Nachfolgern ist alarmierend: Über 50% der Berufsbetreuer in Niedersachsen sind mittlerweile älter als 55 Jahre. Zudem hat die Reform des Betreuungsrechts im Jahr 2023 neue Zugangsvoraussetzungen eingeführt. Diese verschärften Kriterien schrecken potenzielle Interessierte ab – Neueinsteiger müssen einen Sachkundenachweis erbringen und eine Schulung von 270 Stunden absolvieren, die bis zu 6.000 Euro kosten kann, wie auch im Anwaltsblatt hervorgehoben wird Anwaltsblatt.
Die finanziellen Rahmenbedingungen sind ebenfalls angespannt. Viele Berufsbetreuer berichten von ausstehenden Zahlungen durch die Gerichte, was für sie existenzielle Schwierigkeiten mit sich bringt. Der Verband der Berufsbetreuer fordert deshalb nicht nur eine faire Vergütung, sondern auch eine Reduktion der Bürokratie, um die Situation zu verbessern. Zudem wurde durch das niedersächsische Justizministerium eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, um mögliche Gesetzesänderungen in Angriff zu nehmen.
Die Herausforderungen des Alltags
Die tatsächlichen Herausforderungen im Berufsalltag von Betreuern sind vielfältig und reichen von sozialrechtlichen Fragestellungen bis zu der Notwendigkeit, die Ansprüche und Rechte der Betreuten aktiv zu sichern. Eine umfassende Übersicht über das Sozialverwaltungsverfahren ist für die Erwerbung der notwendigen Informationen und Dienstleistungen im Sozialgesetzbuch unerlässlich, wie das Fachportal Fokus Betreuungsrecht betont. Themen wie Wohnen, Gesundheit und soziale Teilhabe werden im Alltag der Betreuer zur zentralen Cassette.
Was bleibt, ist die Hoffnung, dass die dringend benötigte Reform nicht nur das Betreuungsrecht verbessert, sondern auch die Rahmenbedingungen für die Berufsbetreuer so gestaltet, dass sie ihrer wichtigen Arbeit weiterhin nachkommen können. Denn eines steht fest: Die Arbeit von Karola Bergmann und all den anderen Betreuern ist unverzichtbar für das Wohl derjenigen, die ihrer Unterstützung bedürfen.