Eine Million Syrer in Deutschland: Integration oder Rückkehr?
Die Integration syrischer Flüchtlinge in Deutschland seit 2015: Herausforderungen, Erfolge und die aktuelle Rückkehrdebatte.

Eine Million Syrer in Deutschland: Integration oder Rückkehr?
In den vergangenen zehn Jahren haben über eine Million syrische Flüchtlinge in Deutschland ein neues Zuhause gefunden. Diese Zahl entspricht der Einwohnerzahl von Köln und hat die Gesellschaft in Deutschland merklich verändert. Zu Beginn begegneten viele Deutsche den Neuankömmlingen mit Skepsis, doch Dank der Geduld und Offenheit vieler Bürgerinnen und Bürger konnten viele Syrier:innen integriert werden. Heute sind sie in vielen Bereichen des Alltags präsent – sei es in Krankenhäusern, Pflegeheimen oder in Geschäften. AZ Online berichtet von der bemerkenswerten Integration, die durch den persönlichen Einsatz dieser Menschen ermöglicht wurde.
Syrien selbst ist stark in Mitleidenschaft gezogen worden: Zwei Millionen Häuser sind beschädigt und viele Städte entvölkert. Rückkehrmöglichkeiten für die Flüchtlinge sind daher oft nicht gegeben. In Deutschland haben viele neue Wurzeln geschlagen. Ihre Kinder lernen in Schulen und sprechen Deutsch, während die Sehnsucht nach der Heimat stark bleibt. Außenminister Johann Wadephul reiste kürzlich nach Syrien und besuchte das zerstörte Gebiet Harasta. Dabei wurde deutlich, dass die Rückkehr von Flüchtlingen eine langfristige Perspektive ist, die stark von der politischen Lage abhängt.
Der Status der Flüchtlinge
Im Jahr 2024 lebten rund 974.136 Menschen mit syrischer Herkunft in Deutschland, wobei etwa 712.000 offiziell als Schutzsuchende erfasst waren. Die Mehrheit von ihnen – etwa 88 Prozent – hatten einen anerkannten Schutzstatus. Dies verdeutlicht, wie wichtig Deutschland als Auffangland für syrische Migranten geworden ist. Gerade in den Bereichen wie der Pflege und der Landwirtschaft sind syrische Flüchtlinge eine wertvolle Ressource, denn viele Bundesländer kämpfen mit einem Mangel an Fachkräften. Die Bundeszentrale für politische Bildung hebt hervor, dass fast die Hälfte der Geflüchteten, die vor etwa acht bis neun Jahren nach Deutschland kamen, einen höheren Bildungsabschluss hatten.
Die politische Landschaft in Syrien hat sich ebenfalls verändert. Nachdem das Regime von Baschar al-Assad Anfang Dezember 2024 durch die islamistische Miliz Hajat Tahrir al-Scham stürzte, wird die Rückkehr einiger Flüchtlinge diskutiert. Dennoch ist die Situation nach wie vor unübersichtlich. Das BAMF hat derzeit alle Entscheidungen über Asylanträge von Syrern vorerst gestoppt, außer in Dublin-Verfahren, was die Unsicherheit verstärkt. Laut Tagesschau herrscht im Land eine kritische humanitäre Notlage – 90 Prozent der Bevölkerung sind auf Hilfe angewiesen.
Rückkehrdebatte und Zukunftsperspektiven
Die Rückkehr von Syrern aus Deutschland könnte sowohl durch Charterflüge als auch durch finanzielle Anreize gefördert werden, wie es Jens Spahn von der CDU vorschlägt. Doch die amtierende Innenministerin Nancy Faeser von der SPD warnt davor, dass die Lage in Syrien unübersichtlich bleibt und konkrete Rückkehrmöglichkeiten momentan nicht absehbar sind. UNHCR prognostiziert für das erste Halbjahr 2025 die Rückkehr von etwa einer Million Menschen aus den Nachbarländern.
Die Integration bleibt jedoch der zentrale Weg, um diesen gescheiterten Raum zu füllen. Millionen Menschen werden nicht ohne Weiteres zurückkehren, selbst wenn sich die politischen Verhältnisse ändern. Die Regierungsparteien müssen sich dieser Herausforderung ehrlich stellen und Lösungen anbieten, die klare Rechte, sichere Perspektiven und Respekt für die Bemühungen dieser Menschen inkludieren. Denn während in Deutschland Syrer:innen in den Arbeitsmarkt integriert werden, bleiben ihre Wünsche nach Heimat und Sicherheit ein zentraler Teil ihrer Lebensrealität. Das Thema Integration und Rückkehr ist ein Dauerthema, das nicht nur die Geflüchteten selbst betrifft, sondern auch die Gesellschaft als Ganzes.