
Öffentliche Toiletten sind in Deutschland häufig ein größeres Problem als gedacht. Ein aktueller Selbsttest auf der Zugfahrt von Flensburg nach Lübeck, berichtet NDR, zeigt, dass die Hygiene in den Bahnhofstoiletten zu wünschen übrig lässt. Beispielsweise kostet die Toilette am Lübecker Bahnhof einen Euro, ist jedoch stark verschmutzt. Bei diesem Missstand äußert sich auch rechtliches Unwissen: Der Anwalt Sönke-Peter Nehlsen erklärt, dass das Gerücht über ein Recht auf kostenlose Nutzung privater Toiletten ein Mythos ist.
Ein zentrales Problem ist der Vandalismus, der die Sauberkeit der Einrichtungen beeinträchtigt. In Leck wurde kürzlich eine moderne, kostenlose und behindertengerechte Toilette vandalisiert, trotz der Investitionen der Gemeinde von etwa 30.000 Euro pro Jahr für die Reinigung dieser Anlagen. Aktuell wird in Klanxbüll ein neues Toilettenhäuschen errichtet, da es dort momentan keine zuverlässige öffentliche Toilette gibt, was zu Wildpinklern führt. In Schleswig-Holstein gibt es insgesamt 136 Bahnhöfe, jedoch nur an 10 von ihnen sind Toilettenanlagen vorhanden. Diese werden viermal täglich gereinigt, kosten jeweils einen Euro.
Versuche zur Verbesserung der Situation
Fahrgastverbände wie ProBahn kritisieren sowohl die Sauberkeit als auch die geringe Zahl der Toiletten in Zügen. Ein Sprecher von NAH.SH hält das Angebot hingegen für ausreichend, solange die Toiletten funktionieren. Ein weiteres Konzept zur Verbesserung ist die „Nette Toilette“, bei dem Restaurants und Hotels ihre Toiletten der Öffentlichkeit zugänglich machen. Flensburg hat dieses Modell bereits übernommen und kämpft ebenfalls gegen Vandalismus.
In Frankfurt hingegen wird seit Jahren über den Zustand öffentlicher Toiletten gestritten, wie Hessenschau berichtet. Die Stadt plant nun, die Probleme durch einen neuen Beschluss anzugehen. Das Ziel ist es, die Anzahl und Pflege der Toiletten zu erhöhen, insbesondere für Frauen und Menschen mit Behinderungen. Derzeit existieren in Frankfurt knapp 100 öffentliche Toiletten, wobei der Verein der Frankfurter Städte- und Gästeführer kritisiert, dass es zu wenige Anlagen gebe und die Ausschilderung mangelhaft sei.
Kurzfristige Maßnahmen umfassen die Installation von 26 neuen Toilettenstandorten zum Kostenaufwand von rund 9,2 Millionen Euro. Fünf bestehende Toilettenanlagen sollen für etwa 8,7 Millionen Euro saniert werden. Insgesamt belaufen sich die Investitionen auf etwa 18 Millionen Euro. Darüber hinaus prüft die Stadt das Programm „Nette Toilette“, welches eine kostenlose Nutzung in Restaurants und Cafés ermöglicht, was zusätzliche Kosten von rund 120.000 Euro pro Jahr mit sich bringt.