Querdenker-Demo in Göttingen: Absage sorgt für Protestwelle
Querdenker-Demo in Göttingen: Absage sorgt für Protestwelle
Göttingen, Deutschland - In Göttingen bleibt es turbulent, denn die für den 3. und 4. Oktober geplante Demonstration der „Querdenker“-Bewegung wurde heute abgesagt. Die Entscheidung kam überraschend, und die Begründung lässt aufhorchen: Ein „privater gesundheitlicher Notfall“ des Mitorganisators Michael Schele führte zur Verschiebung der Veranstaltung. Ein neuer Termin steht noch nicht fest, aber Schele betonte, dass die Demo lediglich verschoben sei, nicht abgesagt.
Die Stadtverwaltung erhielt am Wochenende die entsprechende Absage per E-Mail. Die Veranstaltung hätte mit einem Autokorso am Freitag, gefolgt von einer Kundgebung und einer Demonstration am Samstag, starten sollen. Die Vorbereitungen hatten bereits vor Wochen begonnen, und es wurden für den Autokorso rund 20 Fahrzeuge sowie für die Demonstration etwa 2000 Teilnehmer erwartet.
Protest gegen „Querdenken“
Obwohl die „Querdenker“ ihre Rallye nicht durchführen können, kündigte das Göttinger Bündnis gegen Rechts bereits Protestaktionen unter dem Motto „Querdenken kommt wieder – wir sind schon da“ an. Mit insgesamt über 2600 erwarteten Teilnehmern sind auch gegen die „Querdenker“ zahlreiche Gegenveranstaltungen angezeigt worden, unter anderem vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) und der Grünen Jugend.
Um die Brisanz der Thematik zu verdeutlichen, führte die Initiative „Omas gegen Rechts“ in einem offenen Brief auf, dass sie eine kritische Prüfung der „Querdenker“-Demonstration samt möglicher Auflagen fordere. Sie erkennen das Recht auf Meinungs- und Versammlungsfreiheit an, sind aber skeptisch, da frühere Versammlungen der „Querdenker“ immer wieder von problematischen Zielen geprägt gewesen seien.
Erinnerungen an vergangene Demonstrationen
Vergangene „Querdenker“-Versammlungen, wie die letzte im Februar, zeigen die gespaltene Atmosphäre in Göttingen. Damals traten etwa 140 „Querdenker“ gegen schätzungsweise 5000 Gegendemonstranten an. Die Polizei war mit rund 2000 Kräften im Einsatz, um die Lage zu stabilisieren. Die Bürgerinitiativen haben sich in den letzten Jahren stark mobilisiert; 2023 und 2024 gab es bereits über 500 mobilisierte Personen aus dem „Querdenken“-Umfeld.
Die Opposition zu den „Querdenkern“ wächst, und es sind in der Vergangenheit immer wieder Protestaktionen mit Straßenblockaden organisiert worden, bei denen die Polizei zum Eingreifen gezwungen wurde. Am 2. Februar 2025 beispielsweise lag die Teilnehmerzahl der „Querdenker“ bei nur rund 150, während fast 5000 Menschen den Gegenprotesten beiwohnten. Hierbei blieb es nicht bei friedlichen Demonstrationen, denn es gab auch Ausschreitungen, bei denen Polizei und Demo-Teilnehmer mit Pyrotechnik und anderen Gegenständen angegriffen wurden.
Die Ideologie der „Querdenker“
Doch was steckt hinter der „Querdenker“-Bewegung? Sie entstand Anfang 2020 und wird nicht ausschließlich dem rechtsextremen Spektrum zugeordnet, weist jedoch viele Schnittstellen zu extremistischen Ideologien auf. Personen, die sich selbst als „Querdenker“ bezeichnen, lehnen Impfungen ab und verbinden ihre Ansichten teils mit Verschwörungstheorien. Ursprung und Entwicklung dieser Bewegung wurden zudem vom Verfassungsschutz aufmerksam verfolgt, da Teile der Bewegung als verfassungsfeindlich eingestuft werden.
Besonders im Fokus steht Marcus Fuchs aus Dresden, der als zentrale Figur hinter den Göttinger Veranstaltungen gilt. Er wird vom sächsischen Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuft und engagiert sich für die „Freien Sachsen“, eine Gruppierung, die sich ebenfalls in die Reihe der rechtsextremen Parteien einreiht. Bei seinen Veranstaltungen treten häufig Redner aus diesen Parteien auf, was zur Sorge um die öffentliche Sicherheit und die demokratische Ordnung führt.
Während die Pläne für die „Querdenker“-Demo jetzt auf Eis liegen, bleibt abzuwarten, wie sich die Situation in Göttingen weiterentwickelt und welche neuen Formen des Widerstands und der Proteste entstehen könnten. Die Stadt und ihre Bürger haben in den letzten Jahren bewiesen, dass sie entschlossen sind, sich gegen alle Formen von Extremismus zu positionieren und aktiv für eine solidarische und demokratische Gesellschaft einzutreten.
Für weitere Informationen zu den Entwicklungen bleibt das Göttinger Tageblatt ein wichtiges Medium. Wer mehr über die Hintergründe erfahren möchte, kann aktuell den Artikel auf Göttinger Tageblatt, dem NDR unter NDR sowie der Bundeszentrale für politische Bildung unter bpb.de verfolgen.
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Ort | Göttingen, Deutschland |
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