Boualem Sansal: Zehn Jahre Haft gefordert – Ein Prozess gegen die Freiheit!

Boualem Sansal: Zehn Jahre Haft gefordert – Ein Prozess gegen die Freiheit!
Alger, Algerien - Die Gerichtssäle in Algerien sind aktuell Schauplätze intensiver Auseinandersetzungen um Meinungsfreiheit und literarische Ausdrucksformen. Am 24. Juni 2025 stand der franco-algerische Schriftsteller Boualem Sansal erneut vor Gericht, wo die Staatsanwaltschaft eine Haftstrafe von zehn Jahren und eine Geldstrafe von 1 Million Dinar (etwa 6.630 Euro) beantragte. Diese Forderung stellt eine signifikante Verschärfung der ursprünglichen Strafe dar, die Sansal am 27. März 2025 für seine Äußerungen über die Regierung erhalten hatte – fünf Jahre Haft und eine Geldstrafe von 500.000 Dinar, wie Le Monde berichtet.
Sansal, der in seiner Verteidigung auf die filmselige Kunst der Selbstrepräsentation setzte, trat ohne Anwalt auf und wies bei der Berufungsverhandlung alle Vorwürfe als Gerüchte zurück. Die Anklage umfasst eine Vielzahl von Punkten, darunter die Beleidigung einer Regulierungsbehörde und die Verbreitung falscher Nachrichten. Am ersten Verhandlungstag, dem 1. Juni 2023, erläuterte der Autor, dass es ihm um die Verteidigung der Literatur gehe und die algerische Verfassung die Meinungsfreiheit garantiere, wie El Watan feststellt.
Der Prozess und seine Hintergründe
Sanals Gerichtsauftritt zieht sowohl nationale als auch internationale Aufmerksamkeit auf sich. Gegenstand der Verhandlung waren nicht nur seine schriftstellerischen Werke, sondern auch seine letzten Äußerungen über die algerische Politik und seine Beziehungen zu ausländischen Diplomaten. Die Verhandlung selbst dauerte nur etwa 15 Minuten, laut Le Monde. Trotz dieser Komplexität ließ sich Sansal nicht beirren und blieb bei seiner Argumentation, dass er als freier Mann in Frankreich lebe und lediglich zu Besuch nach Algerien komme.
Die Situation um Boualem Sansal ist kein Einzelfall, sondern Teil eines größeren Trends, der die Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in Algerien betrifft. Der Journalist Ihsane El Kadi, der in der vergangenen Dezembernacht ohne Haftbefehl festgenommen wurde, ist ein weiteres Beispiel für die scharfen Repressionen gegen kritische Stimmen. Die Berichte über seine Verhaftung und Verurteilung verdeutlichen, wie sensibel die algerischen Behörden auf abweichende Meinungen reagieren, was in einer Erklärung des Europäischen Parlaments auch thematisiert wird.
Eine besorgniserregende Entwicklung
In den letzten Jahren hat sich die Lage für Medienschaffende in Algerien dramatisch verschlechtert. Die Internationalen Organisationen haben wiederholt die Verletzungen von Grundrechten angeprangert, und Algerien belegte 2023 den 136. Platz in der Rangliste der Pressefreiheit. Diese Entwicklung wirft ein kritisches Licht auf die politische Landschaft des Landes. Die EU drängt die algerischen Behörden, grundlegende Freiheiten wiederherzustellen und die journalistische Arbeit zu respektieren.
Die Entscheidung über das Berufungsurteil in Sansals Fall wird am 1. Juli 2023 bekannt gegeben. Der Ausgang dieses Verfahrens könnte wegweisend für die Freiheit der Literatur und die Meinungsfreiheit in Algerien sein. In einer Zeit, in der die Stimmen der Wahrheit mehr denn je gefordert sind, bleibt die Frage, wie viele weitere Schriftsteller und Journalisten noch kämpfen müssen, um ihre Stimme zu Gehör zu bringen.
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Ort | Alger, Algerien |
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