
Eine IT-Panne verzögert derzeit den Rückbau von Atomkraftwerken in Schleswig-Holstein. Laut einem Bericht des NDR betreffen die Probleme nicht den Abbau selbst, sondern die notwendigen Sicherheitsprüfungen, die durch qualifiziertes Fachpersonal durchgeführt werden müssen. Die betroffenen Kraftwerke sind Brokdorf im Kreis Steinburg, Brunsbüttel im Kreis Dithmarschen und Krümmel im Kreis Herzogtum Lauenburg.
Die Rückbauarbeiten verlaufen zwar planmäßig, jedoch stocken die Zuverlässigkeitsüberprüfungen erheblich. Zwischen April 2024 und März 2025 wurden beim Ministerium für Energiewende, Klimaschutz, Umwelt und Natur (MEKUN) insgesamt 824 Anträge auf Zuverlässigkeitsüberprüfung eingereicht, von denen nur 17 genehmigt wurden. Hintergrund der Verzögerungen ist ein Serverausfall des zentralen IT-Systems, der seit Mitte 2024 besteht. Inzwischen läuft das Programm wieder stabil, jedoch erfordern die Überprüfungen Rückmeldungen von Sicherheitsbehörden.
Probleme bei der Antragsbearbeitung
Normalerweise bearbeitet das MEKUN jährlich etwa 1.000 Anträge mit einer durchschnittlichen Bearbeitungsdauer von 90 Tagen. Die gesetzliche Grundlage für diese Überprüfungen ist im § 12b des Atomgesetzes festgelegt und soll den Schutz vor unbefugten Handlungen sicherstellen. Dabei werden Informationen aus Polizeilichen Führungszeugnissen und Verfassungsschutzbehörden geprüft.
Die IT-Reparatur dauerte rund sechs Monate und wurde von dem IT-Unternehmen Dataport übernommen. Künftige Optimierungen des Verfahrens erfordern nun weitere Abstimmungen mit den beteiligten Behörden. In diesem Kontext äußerte die FDP-Fraktion Kritik und Fraktionschef Christopher Vogt forderte, dass Umweltminister Tobias Goldschmidt Verantwortung übernimmt.
Besonders problematisch gestaltet sich die Situation für den Betreiber des Kernkraftwerks Brokdorf, der derzeit mit 247 Überprüfungsanträgen konfrontiert ist, deren Bearbeitungsdauer teilweise über ein Jahr beträgt. Externes Fachpersonal wird dringend benötigt für die Demontagearbeiten, die Behandlung radioaktiver Stoffe und anstehende Bauprojekte. Zudem wartet die Genehmigung für eine Transportbereitstellungshalle in Brokdorf bereits seit sieben Jahren. Der Betreiber PreussenElektra plant, die Anlage bis Ende 2025 brennstofffrei zu machen.
Im Vergleich dazu wurden in Mecklenburg-Vorpommern in den vergangenen zwölf Monaten 436 Überprüfungen genehmigt, und der Rückbau des Kernkraftwerks Krümmel in Geesthacht wartet seit 2015 auf eine Genehmigung. In Deutschland ist der Rückbau eines abgeschalteten Kernkraftwerks gesetzlich vorgeschrieben und stellt sich als komplexer Prozess dar, der spezielle Kenntnisse und unabhängige Qualitätssicherung erfordert, wie auf der Webseite von Vattenfall dargelegt.
Der Rückbau erfolgt in der Regel von innen nach außen, beginnend mit dem Reaktordruckbehälter. Im Fall des Kernkraftwerks Brunsbüttel wurde im Jahr 2012 die Stilllegung und der Abbau beantragt, die Genehmigung dafür wurde am 21. Dezember 2018 erteilt. Brunsbüttel ist seit Februar 2018 brennstofffrei, wobei 99% des radioaktiven Inventars bereits entfernt wurden. Die Rückbauarbeiten in Deutschland dauern im Durchschnitt etwa 10 bis 15 Jahre, wobei die Sicherheit für Menschen und Umwelt dabei höchste Priorität hat.