
Das Welcome Center Schleswig-Holstein, das Ende 2023 von der schwarz-grünen Landesregierung ins Leben gerufen wurde, steht in der Kritik, da es im Jahr 2022 lediglich fünf Fachkräfte vermittelte. Diese Bilanz wurde vom Wirtschaftsministerium auf Anfrage der SPD-Fraktion bestätigt. Der SPD-Politiker Kianusch Stender bezeichnete die Ergebnisse als „inakzeptabel und beschämend“ und wies darauf hin, dass in Schleswig-Holstein bis 2035 etwa 180.000 Fachkräfte fehlen werden. Bei der aufwendigen Vermittlung sei es erforderlich, dass über zehn Gespräche nötig seien, um eine erfolgreiche Einstellung zu gewährleisten.
Im Jahr 2022 führte das Welcome Center insgesamt 516 Beratungsgespräche durch, von denen rund 200 Ratsuchende aus dem Ausland kamen. 172 Talentbegleitungen wurden betreut, und 228 Unternehmen aus verschiedenen Branchen, insbesondere Gesundheit, Gastgewerbe und Handwerk, suchten Unterstützung. Das Wirtschaftsministerium erklärte, dass der Vermittlungsprozess komplex und zeitaufwendig sei. Aktuell beschäftigt das Welcome Center neun Mitarbeiter, die die Beratungen durchführen.
Kritik an der Effizienz
Die Kritik am Welcome Center wird durch die Behauptung verstärkt, dass die Einrichtung nicht ausreiche, um den vorhandenen Fachkräftemangel bekämpfen zu können. Laut den Berichten von Berliner Zeitung und NDR wird auf die unzureichende Struktur und Kompetenz der Einrichtung hingewiesen. Das Wirtschaftsministerium entgegnete, dass das Welcome Center sich noch im Aufbau befinde und keine konventionelle Vermittlungsagentur sei. Stattdessen liege der Fokus auf der Lösung von Problemen in den Bereichen Berufsanerkennung und Aufenthaltsrecht.
Das Projekt wird von der Arbeitsagentur, dem Wirtschaftsministerium, dem Integrationsministerium und der Wirtschaftsförderung Schleswig-Holstein mit einem Budget von fast 13 Millionen Euro in den ersten fünf Jahren unterstützt. Zudem betreibt das Center Social-Media-Kanäle, um die Sichtbarkeit Schleswig-Holsteins als Zuwanderungsland zu erhöhen. Allerdings sind die Followerzahlen auf den verschiedenen Plattformen noch gering: etwa 1.300 auf LinkedIn, 26 auf Instagram und lediglich 7 auf Facebook.
Laut Schätzungen werden in Schleswig-Holstein jährlich 12.000 bis 13.000 zusätzliche Arbeitskräfte benötigt, um den Fachkräftemangel zu beheben. Die Bundesagentur für Arbeit hebt hervor, dass hohe bürokratische Hürden bei der Erwerbsmigration bestehen, was die Rekrutierung ausländischer Fachkräfte zusätzlich erschwert.