
In Neumünster, Schleswig-Holstein, wurde ein 52-jähriger Rumäne festgenommen, der mutmaßlich seine Landsleute zu sklavenähnlicher Arbeit gezwungen hat. Laut einem Bericht von Bild wurden die betroffenen Bauarbeiter unter unhygienischen Bedingungen in einer Fabrikhalle untergebracht. Die Schlafräume wiesen kalte, dreckige und teilweise stark verschimmelte Zustände auf. Zudem waren die Betten aus einfachen Dämm-Materialplatten zusammengeschoben.
Ein Bauarbeiter berichtete von den katastrophalen Bedingungen und konnte schließlich aus der Ausbeutung fliehen und Hilfe suchen. Seine Flucht führte dazu, dass der Zoll mit 76 Zöllnern eine Durchsuchung von Wohn- und Geschäftsräumen sowie der Baustelle durchführte. Während der Ermittlungen stellte sich heraus, dass die Arbeiter bis zu 13 Stunden täglich, unter ständiger Überwachung und mit minimaler Verpflegung, ohne geregelte Pausen arbeiten mussten. Eine der gravierendsten Aspekte: Die Arbeiter erhielten über einen Zeitraum von bis zu drei Monaten keinen Lohn und der Beschuldigte führte zudem keine Steuern und Sozialabgaben für sie ab.
Verhaftung und rechtliche Konsequenzen
Robert Dütsch, der Leiter des Hauptzollamts Kiel, bezeichnete die Situation als eine besonders schwere Form der Arbeitsausbeutung. Der Rumäne soll seine Landsleute mit falschen Versprechungen nach Deutschland gelockt und körperliche Gewalt angedroht haben, um sie zur Arbeit zu zwingen. Auch wurde ein Vermögensarrest in Höhe von 60.000 Euro vollstreckt, um sicherzustellen, dass der Beschuldigte keinen finanziellen Vorteil aus seinen Taten ziehen kann und um die potentiellen Opfer im Falle einer Verurteilung entschädigen zu können.
Die Ereignisse in Neumünster sind Teil eines größeren Problems, das sich in Deutschland abzeichnet. Wie KOK erläutert, nutzen Menschenhändler häufig die Notlage oder Hilflosigkeit von Arbeitnehmer*innen aus, was zu eingeschränkter Handlungsfreiheit und gefährlichen Arbeitsbedingungen führt. Die Arbeitsverhältnisse, die als Ausbeutung betrachtet werden, sind oft durch schlechte Bezahlung, lange Arbeitszeiten, hohe Vermittlungsgebühren und mangelnden Lohn gekennzeichnet. Besonders gefährdet sind Migrant*innen aufgrund restriktiver Zugangsbedingungen zu Arbeitsmärkten und unseriösen Arbeitsvermittlungen in Branchen wie Bau, Gastronomie und Pflege.