
Am 23. Januar 2025 hat das Unternehmen „Meine Erde“ einen neuen Standort in Bad Segeberg eröffnet, der die erste Anlaufstelle für die neue Bestattungsform der Reerdigung in Deutschland darstellt. Die Reerdigung verspricht, Verstorbene innerhalb von 40 Tagen in Erde umzuwandeln, was sich durch einen natürlichen Zersetzungsprozess vollzieht.
Die Eröffnung der Halle in Bad Segeberg fand im Beisein von etwa 30 Interessierten statt, die die Möglichkeit hatten, sich über die innovative Bestattungsform zu informieren. Firmengründer Max Hüsch und Pablo Metz empfingen die Gäste und erklärten den Ablauf der Reerdigung. Die Halle, in der die Zeremonie durchgeführt wird, verströmt einen angenehm natürlichen Duft nach Stroh und Heu, in der Pflanzenmaterial für den Zersetzungsprozess in großen weißen Säcken gelagert wird.
Details zur Reerdigung
Besonderes Augenmerk liegt auf einem offenen Kokon, der als Demonstration dient und mit hochwertigem Pflanzensubstrat gefüllt ist. Verstorbene werden in diesen Kokonen auf einem Bett aus Heu und Stroh gebettet, wobei Angehörige aktiv in den Prozess miteinbezogen werden können. Die tatsächliche Einbettung erfolgt jedoch nicht direkt in Bad Segeberg, sondern in den Städten Mölln und Kiel. Der Kokon schafft optimale Bedingungen für die natürliche Zersetzung, indem er Temperatur, Feuchtigkeit sowie das Sauerstoff- und Stickstoffverhältnis reguliert und Mikroorganismen einsetzt.
Nach Ablauf der 40 Tage wird der Kokon in Bad Segeberg geöffnet, wobei die erzeugte Erde und die Überreste der Knochen einer Vermahlung unterzogen werden. Dabei werden Fremdteile, wie Prothesen, mithilfe eines Metallabscheiders aussortiert. Die verbleibende Erde wird dann an die zuständigen Bestatter übergeben und kann für Beerdigungen auf Friedhöfen genutzt werden.
Das Interesse der Besucher war groß, Fragen wurden zahlreich gestellt, jedoch gab es keine ablehnenden Reaktionen gegenüber der neuen Bestattungsform. „Meine Erde“ hat bereits sieben Kokonplätze in den Städten Alvarien und Kiel und ist aktiv auf der Suche nach weiteren Standorten. In der Halle in Bad Segeberg sind derzeit gut ein Dutzend Kokons leer, bereit für die bevorstehenden Reerdigungen.
Zusätzlich zu den praktischen Informationen über den Ablauf der Reerdigung waren auch rechtliche Aspekte von Interesse. In Deutschland ist das Bestattungsrecht Ländersache, und „Meine Erde“ zielt darauf ab, die Reerdigung als anerkannte Bestattungsform zu etablieren. Dafür ist es wichtig, dass mehr Menschen über diese alternative Bestattung informiert werden. Im Bekanntenkreis sollten Gespräche über die Reerdigung geführt und Bestattungsinstitute informiert werden. Auch der Kontakt zu Landtagsabgeordneten wird empfohlen, um den Wunsch nach Reerdigung aus den jeweiligen Wahlkreisen zu kommunizieren. Dies wird durch die Bereitstellung von Briefvorlagen zur persönlichen Anpassung unterstützt.