Leerstand adé: Hamburger Studierende schaffen Wohnung im Büro!

Leerstand adé: Hamburger Studierende schaffen Wohnung im Büro!
Inmitten von Hamburgs leerstehenden Büroflächen eröffnet ein innovatives Projekt neue Perspektiven für den Wohnungsmarkt. Derzeit stehen in der Hansestadt mehr als 700.000 Quadratmeter Bürofläche ungenutzt zur Verfügung, während viele Stadtbewohner vergeblich auf bezahlbaren Wohnraum warten. Diese Diskrepanz hat eine Gruppe von Studierenden mobilisiert, die unter dem Namen "vonwegenleer" ein Architektur-Kollektiv gegründet haben. Gemeinsam mit Unterstützern von der HafenCity Universität entwickelten sie die Idee für das Pilotprojekt „Pop-Up Wohnen – Verborgene Wohnraumpotenziale“, das als Antwort auf die Wohnraumnot entworfen wurde.
Das Konzept sieht vor, leerstehende Büroflächen temporär in Wohnraum umzuwandeln. Im Rahmen ihrer Abschlussarbeit haben die Studierenden eine Büroetage für vier Wochen in eine Wohngemeinschaft transformiert. Auf 150 Quadratmetern entstand nicht nur Raum für Schlafplätze, sondern auch eine funktionierende Küche und ein Badezimmer. Die positive Resonanz auf die Umgestaltung zeigt sich in einer Studie von 2024, die bestätigt, dass viele Menschen sich durchaus vorstellen könnten, in umgebauten Büros zu wohnen. Laut den Ergebnissen könnten etwa 160.000 Haushalte an gemeinschaftlichem Wohnen interessiert sein.
Fragen des Wohnraums und der Umnutzung
Professor Dr. Thomas Krüger von der HafenCity Universität hebt hervor, dass in Hamburg ein bedeutender Bedarf an Wohnraum herrscht. Rund ein Drittel der Stadtbewohner lebt bereits unter sehr dichten Wohnverhältnissen. Die hohen Mieten, die oft 30 bis 50 Prozent des Nettoeinkommens verschlingen, fordern dringend handfeste Lösungen. Das "Pop-Up Wohnen"-Projekt, das im Rahmen des Bundesprogramms "Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren" umgesetzt wurde, bietet hier eine vielversprechende Möglichkeit, Leerstand in wertvollen Wohnraum zu verwandeln.
Umnutzungen von Büroflächen zu Wohnungen sind in Deutschland aber bislang rar, abgesehen von Frankfurt, wo sich in den letzten 15 Jahren die Zahl der Flächenkonversionen mehr als verdoppelt hat. Dort beträgt der Anteil der Wohnräume, die aus solchen Projekten hervorgehen, etwa 33 Prozent. In Hamburg hingegen erreichen die Umbauten erst langsam Fahrt, trotz der wirtschaftlichen Vorteile, die eine Umwandlung mit sich bringt. Der durchschnittliche Quadratmeterpreis für den Umbau liegt zwischen 1.700 und 2.200 Euro. Damit sind die Kosten fast 50 Prozent niedriger als bei Neubauten.
Herausforderungen und Chancen der Umwandlung
Natürlich gibt es bei der Umwandlung auch Herausforderungen, angefangen bei technischen Gegebenheiten wie der Anpassung der Gebäudestatik, über rechtliche Hürden bis hin zu wirtschaftlichen Überlegungen. Komplexe Genehmigungsverfahren für Nutzungsänderungen können diese Prozesse unnötig in die Länge ziehen. Das Pilotprojekt "Pop-Up Wohnen" hat jedoch ein vereinfachtes Genehmigungsverfahren durchlaufen, was den Erfolg der Initiative unterstreicht.
Angesichts des Trends zum Homeoffice und der erhöhten Anforderungen an Nachhaltigkeit zeigt sich die Dringlichkeit, kreative Lösungen für die Nutzung leerstehender Immobilien zu entwickeln. Leerstehende Büroflächen könnten nicht nur als Wohnraum, sondern auch in anderen sozialen Funktionsbereichen, wie Schulen oder Gesundheitszentren, eingesetzt werden.
Geplante Strategien für die Zukunft
Trotz der positiven Ansätze gab es auch Rückschläge. Ein Vorstoß der CDU zur Umwandlung von Bürogebäuden in Wohnraum wurde im Stadtentwicklungsausschuss abgelehnt, während das Bezirksamt Altona Plant, auf Gewerbeflächen Wohnungen zu bauen. Diese Pläne stoßen jedoch auf kritische Stimmen aus der Hamburger Wirtschaftsbehörde.
Die "vonwegenleer"-Gruppe ist entschlossen, ihre Ideen weiterzutragen und weitere Bürogebäude in Wohnraum umzuwandeln. Die wachsende Initiative könnte helfen, nicht nur den Wohnraummangel in Hamburg zu bekämpfen, sondern auch einen Beitrag zur Reduzierung von CO₂-Emissionen und zur Revitalisierung urbaner Räume zu leisten. Innovative Umwandlungen können eine vielversprechende Antwort auf die drängenden Herausforderungen des Wohnraummangels in Deutschland sein.
Für mehr Informationen über das Projekt und die Hintergründe lesen Sie bitte die Artikel auf ndr.de, jll.com und a-way.io.