St. Pauli im Umbruch: Neuorientierung für die Stadionhymne!

FC St. Pauli diskutiert die Zukunft des Stadionliedes „Das Herz von St. Pauli“. Event am 2. Juli 2025 beleuchtet NS-Vergangenheit.
FC St. Pauli diskutiert die Zukunft des Stadionliedes „Das Herz von St. Pauli“. Event am 2. Juli 2025 beleuchtet NS-Vergangenheit. (Symbolbild/MND)

St. Pauli im Umbruch: Neuorientierung für die Stadionhymne!

St Pauli, Deutschland - Die Diskussion um das Stadionlied „Das Herz von St. Pauli“ nimmt kein Ende und hat jüngst eine neue Wendung genommen. Der FC St. Pauli veranstaltete eine hybride Diskussionsveranstaltung, die auf das Thema fokussiert war und zahlreiche Interessierte anzog. Rund 1000 Personen nahmen virtuell im Ballsaal am Millerntor teil, um über die Zukunft des umstrittenen Liedes zu debattieren. Celina Albertz und Peter Römer präsentierten Einblicke aus einem wissenschaftlichen Gutachten, während Christopher Radke darüber informierte, wie das Lied sich zur Stadionhymne entwickeln konnte und verglich diesen Prozess mit der Abkehr von „You’ll never walk alone“ vor über 20 Jahren.

Bei der Veranstaltung wurden verschiedene Optionen für die weitere Verwendung des Liedes diskutiert. Die Teilnehmer stimmten mehrheitlich darüber ab, dass die aktuellen Versionen des Songs nicht mehr tragbar sind. Dabei wurden drei Möglichkeiten zur Debatte gestellt: Das Bewahren der bisherigen Version, eine noch nicht spezifisch festgelegte Option und das Abspielen des Liedes mit neuem Text. Besonders auffällig war, dass viele der Teilnehmer im Laufe der Diskussion ihre Meinung änderten, was zeigt, wie dynamisch und respektvoll die Diskussionskultur innerhalb des Vereins ist.

Schwierige Vergangenheit

Die Debatte über „Das Herz von St. Pauli“ ist nicht neu, sie hat sich jedoch intensiviert, nachdem die NS-Vergangenheit des Texters Josef Ollig ans Licht kam. Ollig war Journalist bei einer nationalkonservativen Zeitung und diente später in der Wehrmacht. Seine Verwicklung in menschenverachtende Propagandamedien und die damit verbundene Auszeichnung für seine Taten werfen einen Schatten auf das Lied, das viele Fans als Teil des Vereins und seiner Identität erachten. Aus diesem Grund hat die Vereinsführung im Zuge dieser Debatte entschieden, die Hymne vorläufig nicht mehr vor Heimspielen abzuspielen, was bereits beim letzten Spiel gegen den SC Freiburg im Stadion umgesetzt wurde.

Oke Göttlich, der Präsident des FC St. Pauli, betonte die Wichtigkeit dieser Diskussion in Zeiten eines Rechtsrucks und unterstrich, dass der Verein dieser Thematik mit Bedacht begegnen möchte. Die Tendenz geht klar in Richtung der Schaffung von etwas Neuem, anstelle des Festhaltens an einem belasteten Erbe. Die Entscheidung, das Lied vorerst nicht mehr zu spielen, fand beim letzten Heimspiel überwiegend zustimmenden Beifall.

Ein Blick in die Zukunft

Der FC St. Pauli plant, in einem beständigen Austausch mit seinen Fans zu bleiben und eine umfassende Dokumentation über das Lied sowie Olligs Vergangenheit zu erstellen. Viele Anhänger diskutieren argumentativ, dass das Lied für sie vor allem mit den Werten des Vereins verbunden ist und eine Neuausrichtung wünschenswert ist. Die Veranstaltung zeigte, dass das erklärte Motto „Kein Fußball den Faschisten“ nicht zu einem leeren Versprechen werden darf und die musikalische Zukunft am Millerntor viel Raum für kreative Lösungen bietet.

Die nächste Diskussionsrunde, bei der die zuvor erwähnten Ergebnisse vorgelegt werden, wird mit Spannung erwartet, während der Verein sich auf eine neue musikalische Identität besinnt. Die Debatte um das Stadionlied bleibt also ein heißes Eisen und für alle Beteiligten von großer Bedeutung, um den Geist des FC St. Pauli lebendig zu halten.

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OrtSt Pauli, Deutschland
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