Neustrelitz plant neuen Schlossturm: Ein Blick in die Demokratie-Geschichte!

Neustrelitz plant neuen Schlossturm: Ein Blick in die Demokratie-Geschichte!

Neustrelitz, Deutschland - Am Montagabend, dem 16. Juli 2025, wurde im Kulturquartier Mecklenburg-Strelitz ein wegweisendes Konzept zum Wiederaufbau des Neustrelitzer Schlossturms vorgestellt. Der Geschäftsführer der musealis GmbH, Andreas Feddersen, präsentierte den versammelten Teilnehmern diverse Illustrationen des Designers Matthias Seifert. Diese Präsentation lockte rund 100 Interessierte zur Schlossbergkonferenz, wo die spannenden Ideen zur Nutzung dieses historischen Bauwerks zur Diskussion standen. Leider bleibt das umfassende Nutzungskonzept, das insgesamt 74 Seiten umfasst, im Neustrelitzer Rathaus noch hinter verschlossenen Türen.

Der geplante Schlossturm hat ein klar definiertes Museumsthema: die Demokratiegeschichte, insbesondere mit Fokus auf Mecklenburg-Strelitz. Die Präsentation beinhaltete verschiedene Ausstellungsebenen, die die historische Entwicklung der Demokratie anschaulich darstellen sollen. Das Erdgeschoss wird als öffentlich zugänglicher Empfangsbereich ohne Eintrittskosten dienen, während die oberen Ebenen für die jeweilige Ausstellung genutzt werden sollen. Die Aussichtsetage in der fünften Etage verspricht zudem beeindruckende Ausblicke auf den Schlosspark und das Stadtpanorama Neustrelitz.

Die Ausstellungsebenen im Detail

Insgesamt werden vier Ausstellungsebenen die Besucher auf eine Zeitreise durch die Entwicklung der Demokratie in Mecklenburg-Strelitz mitnehmen :

  • Ausstellungsebene 1: Wurzeln der Demokratie (bis 1918)
    Hier werden die frühen demokratischen Bewegungen des 19. Jahrhunderts thematisiert. Interaktive „Bühnenkisten“ ermöglichen es den Besuchern, demokratische Werte durch bedeutende historische Ereignisse zu entdecken.
  • Ausstellungsebene 2: Demokratisches Mecklenburg-Strelitz (1918 bis 1933)
    Diese Ebene widmet sich der turbulentesten Phase der jungen Demokratie und wird wie ein temporäres Parlament mit akustischen Inszenierungen und interaktiven Elementen gestaltet.
  • Ausstellungsebene 3: Diktatur und Demokratie im 20. Jahrhundert
    Hier wird die Zerschlagung demokratischer Strukturen während des Nationalsozialismus und der DDR beleuchtet. Die Besucher können zwischen zwei Pfaden wählen, die die Unterschiede zwischen den autoritären Systemen illustrieren.
  • Ausstellungsebene 4: Das Labor der Demokratie
    Dieses Forum für Reflexion und Partizipation legt den Fokus auf zukünftige Fragestellungen zur Demokratie und lädt die Besucher ein, an demokratischen Prozessen aktiv teilzunehmen.

Ein zusätzliches Highlight stellt die Planung eines „Demokratielabors“ dar, das in der vierten Etage mit interaktiven Stationen realisiert werden soll. Dabei wird auch der „Gelbe Saal“ des Neustrelitzer Schlosses in kleiner Form wiedererstehen. Dabei werden die Ausstellungen eine Fläche von 200 Quadratmetern einnehmen und sicherstellen, dass die Besucher nicht nur schauen, sondern auch mitmachen können – ganz im Sinne von interaktiven Erlebnissen.

Offene Fragen und zukünftige Herausforderungen

Trotz der optimistischen Pläne sind noch viele Fragen offen. Historiker Bernd Kasten wird zu Wahlkämpfen und politischer Gewalt in Mecklenburg 1930 bis 1933 referieren, während Journalist Andreas Frost die erste demokratisch gewählte Politikerin, Erna Weiland, vorstellen wird. Auch die Äußerungen von Henry Tesch, der von der Stiftung Mecklenburg eine Entscheidung von der Stadt verlangt, sowie der neue Stadtpräsident Max Odebrecht, der die Notwendigkeit eines klaren Beschlusses betont, werfen einen Schatten auf die zukünftige Ausgestaltung des Projekts.

Das Konzept zum Neustrelitzer Schlossturm könnte sehr wohl ein kulturelles Highlight der Region werden, birgt jedoch auch die Herausforderungen, die mit der Integration in bereits bestehende Ausstellungen im Kulturquartier verbunden sind. Ob und wie dies umgesetzt wird, bleibt abzuwarten. Für Interessierte, die mehr über die geplanten Inhalte erfahren möchten, liefert das Deutsche Historische Museum unter anderem die Plattform IDA, die Lehrmaterialien kostenfrei anbietet und es ermöglicht, kreativ mit der Geschichte umzugehen, was besonders vielversprechend für die künftige Museumsarbeit sein könnte hier.

Es bleibt also spannend in Neustrelitz. Der Wiederaufbau des Schlossturms könnte nicht nur ein architektonisches Wahrzeichen werden, sondern auch ein Ort des Lernens und der Begegnung, der die demokratischen Wurzeln der Region auf anschauliche Weise lebendig werden lässt. Ein gutes Händchen haben die Verantwortlichen vermutlich nur dann, wenn sie auch die Stimme der Bürger mit einbeziehen – denn eines ist klar: An der Entscheidung über den Bau des Schlossturms führt kein Weg vorbei.

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OrtNeustrelitz, Deutschland
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