Fünf Jahre Haft für Schriftsteller Boualem Sansal: Hoffnung auf Gnade?

Fünf Jahre Haft für Schriftsteller Boualem Sansal: Hoffnung auf Gnade?
Alger, Algerien - Am 1. Juli 2025 bestätigte die Appellationsgerichts von Algier die fünfjährige Haftstrafe für den franco-algerischen Schriftsteller Boualem Sansal. Damit ist die rechtliche Situation des 80-jährigen Autors, der seit über sieben Monaten inhaftiert ist, auf spitzen Stein geblieben. Seine Strafe wurde bereits im März 2025 wegen Äußerungen verhängt, die er im Oktober 2024 getätigt hatte und die sich kritisch mit dem kolonialen Erbe Algeriens auseinandersetzten. Die Anklagen umreißen eine breite Palette: von „Staatsgefährdung“ bis hin zu „Beleidigung des Staates“. Trotz seiner kritischen Lage äußerte Sansal über seinen neuen französischen Anwalt, Me Pierre Cornut-Gentille, keine Kommentare zur Möglichkeit eines weiteren Rechtsmittels, das ihm innerhalb von acht Tagen offensteht.
Die französische Regierung reagierte mit großer Besorgnis auf das Urteil. Paris bezeichnete die Entscheidung als „unverständlich und ungerechtfertigt“ und drängte die algerischen Behörden, in Anbetracht des gesundheitlichen Zustands Sansals, der an Prostatakrebs leidet, auf eine Geste der Nachsicht. Dies könnte möglicherweise mit dem bevorstehenden 63. Jahrestag der Unabhängigkeit Algeriens am 5. Juli zusammenfallen. In der Vergangenheit erhielten ältere oder kranke Insassen oft Gnade bei solchen Anlässen.
Der Hintergrund der Strafe
Die rechtsstaatlichen Herausforderungen für Boualem Sansal sind in der angespannten diplomatischen Situation zwischen Algerien und Frankreich verwurzelt. Die Unruhen in den bilateralen Beziehungen verschärften sich seit Juli 2024, als Frankreich ein Autonomieangebot für die Westsahara anerkannte. Diese Entwicklungen führten zu harten Reaktionen und gegenseitigen Diplomatenausweisungen. Im Zuge dessen wurde auch der französische Sportjournalist Christophe Gleizes wegen „Terrorismusverherrlichung“ zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt, was das Vertrauen zwischen den Nationen weiter belastete.
Als Sansal verhaftet wurde, war seine Bekanntheit in Algerien begrenzt. Auch seine pro-israelischen Ansichten haben ihm nicht gerade viel Rückhalt im eigenen Land verschafft. Daher sind die Hoffnungen seiner Unterstützer, eine Begnadigung zu erreichen, eher schwach. Dennoch bleibt das Echo seiner Überzeugungen bei den Diskussionen über die französisch-algerischen Beziehungen unverändert.
Politische Perspektiven
Während die Entscheidung des Gerichts als endgültig gilt, gab es bereits Diskussionen über eine mögliche politische Lösung. Der algerische Innenminister hat angedeutet, dass ein Gnadenakt in Anbetracht von Sansals Gesundheitszustand in Betracht gezogen werden könnte. Die am 6. Mai 2025 verabschiedete Resolution der französischen Nationalversammlung für Sansals sofortige Freilassung kann als weiterer Hinweis auf die politischen Bemühungen beider Seiten gedeutet werden.
Die nächste Woche, in der der Unabhängigkeitstag Algeriens gefeiert wird, könnte ausschlaggebend für das Schicksal des Schriftstellers sein. Familienangehörige und Unterstützer hoffen, dass die Bedeutung dieses Feiertags möglicherweise zu einer Begnadigung führen könnte. Bisher blieb jedoch eine Antwort der algerischen Behörden aus, was die Situation für Sansal weiterhin angespannt hält.
So bleibt die Frage bestehen: Wird Boualem Sansal am 5. Juli 2025 zusehen können, wie Algerien sein Unabhängigkeitsjubiläum feiert, oder wird er weiterhin hinter Gittern sitzen müssen? Die Hoffnung auf ein humanitäres Zeichen aus Algier bleibt unter den Beobachtern der politischen Landschaft lebendig.
Für weitere Informationen können Sie die Artikel auf Courrier International, Le Figaro und Actualitté nachlesen.
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Ort | Alger, Algerien |
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